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man aber auch die große Wichtigkeit der Tieflage der Röhren, bzw.
der Temperatur des Bodens, welcher diese Röhren umhüllt und
durch welche die Erwärmung oder Abkühlung des Wassers verursacht wird.
2. Tiefenwirkung von Wärme und Kälte. Die täglichen Schwankungen
der Bodentemperatur erstrecken sich auf ganz geringe Tiefen (selten auf mehr als 1 Meter)
und sind innerhalb kürzerer Zeit selbstverständlich noch weniger fühlbar. Innerhalb
der verschiedenen Jahreszeiten erleidet jedoch die Temperatur 7 an der
Stelle der Rohrachse, welche in der Regel 1,5 bis 3 Meter unter Bodenoberfläche
liegt, bedeutende Schwankungen. Ihren Verlauf beeinflussen an jedem einzelnen
Orte die verschiedenartigsten Umstände. Allgemein gültig ist nur, daß in ge-
wisser Tiefe unter Bodenoberfläche immer eine Stelle konstanter
Temperatur liegt und daß in größerer Tiefe eine kontinuierliche
Temperaturzunahme im trockenen Boden stattfindet. Das, was uns
besonders interessiert: der Verlauf der Temperaturschwankungen in den obersten Boden-
schichten bis auf etwa 3 Meter Tiefe, ist an jedem Ort anders. Während in dem
strengen Winter 1879/80 z. B. in Baden-Baden der Frost noch auf ca. 1,6 Meter Tiefe
eindrang und selbst an der Seeküste (Königsberg) noch Wasserleitungen in etwa 1,5
Meter Tiefe eingefroren sind, wird von Leadville, Col. U. St. A., berichtet, daß dort
dieses Gefrieren noch auf 2,10 und 3,05 Meter beobachtet wurde. Dagegen sind z. B. zu
Karlsruhe in demselben Winter die Hauptleitungen, welche 1,8 Meter tief liegen, nirgends
vom Frost beschädigt worden; wohl aber fand sich die Eiskruste im Boden noch bei
1,5 Meter Tiefe, so daß ein großer Teil der Hauszuführungen, die teilweise nur in 1,2 Meter
Tiefe liegen, eingefroren war. An den Hauszuführungen, die in 1,5 Meter Tiefe lagen,
wurden keine Nachteile bemerkt.
Es erscheint deshalb unbedingt geboten, für Orte, an welchen Wasserleitungen
besonders flach (Hauszuleitungen) eingelegt werden sollen, genau zu ermitteln, wie die
Temperaturverhältnisse innerhalb der verschiedenen
Jahreszeiten verlaufen. Tabellarische Zusammen-
stellungen oder graphische Darstellungen (Fig. 403)
zu diesem Zwecke gehören dann ebenso zu den
notwendigen Wasserleitungsvorarbeiten, wie die
Schürfversuche, Grundwasserbeobachtungen, Quel-
lenmessungen usw. Solche Temperaturbeobachtun-
gen haben einen um so höheren Wert, auf je längere
Perioden sie sich erstrecken. Es ist sehr wichtig,
daß damit gleichzeitige Beobachtungen der Luft-
temperaturen Hand in Hand gehen.
| In manchen Kulturländern werden heute schon vielerorts laufende Messungen der
Bodentemperaturen oder wenigstens der Frosttiefen gemacht, welche man von meteoro-
logischen oder landwirtschaftlichen Ämtern, sowie aus der Literatur erheben kann.
Mit der Tiefe der Rohrachsen bei Zuleitungen und Rohrnetzen pflegt man — der
hohen Kosten wegen — nicht über 3 Meter unter Bodenoberfläche zu gehen; man sucht,
soweit es möglich ist, der Oberfläche näher zu bleiben, weil Bau
und Betrieb von Leitungen geringerer Tieflage große Vorteile
bieten. An verschiedenen Orten haben sich deshalb gewisse Grenzwerte eingebürgert,
wobei indessen nicht bloß auf Wärmeeinflüsse Rücksicht genommen wird, sondern auch
auf die Notwendigkeit, die verlegten Rohrleitungen durch genügende Überdeckung
gegen das Zusammendrücken durch Straßenfuhrwerke zu bewahren. Erfahrungsgemäß
Fig. 403.