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III. Berechnung für eine Mehrzahl von Druckleitungen. Wesentlich ver-
wickelter als in den bisher behandelten Fällen wird die Berechnung dann, wenn es sich
um mehrere nebeneinander liegende Leitungen handelt, wie sie bei späterer Vergröße-
rung eines Werks eine nach der andern notwendig werden können.
Ein allgemeines Berechnungsverfahren für solche Fälle hat Rother im Journ. £.
Gasbel. u. Wasservers. 1908 gegeben. Man vergleiche hierzu auch die Aufsätze von Forch-
heimer in der Zeitschrift des Ver. d. Ingenieure 1899 und 1890. Wir führen hier eine
Methode versuchsweiser Berechnung vor und zwar aus einer Denkschrift der St. Gallener
Wasserwerksverwaltung vom Jahreg1906. Zahlenmäßig findet sich diese Berechnung
in des Verfassers: Wirtschaftlichkeit technischer Entwürfe. Stuttgart 1916.
Die Rechnung zerfällt in folgende Teile:
1. Berechnung der Einwohnerzahlen und Verbrauchsmengen bis zum Jahre 1964.')
9. Bestimmung der Gesamtkosten der fertig verlegten Leitungen für verschiedene
Durchmesser bezw. Durchmesserkombinationen (in St. Gallen: 30.30.30 .35 —
35.35.35 — 37,5 .37,5 — 40.40 — 45.45 — 50 — 35.45 — 35.50 — 37,5.45 —
40 . 45 — 40.50 cm).
3. Berechnung der Leistung bei einem örtlich gegebenen höchstzulässigen Druck-
verlust.
4. Bestimmung des Zeitpunkts, bis zu welchem jeweils eine neue Leitung voll
beansprucht ist und eine weitere verlegt werden muß.
5. Berechnung der Jahreskosten für Verzinsung, Abschreibung
und Tilgung. Es wurde angenommen, daß jede Leitung in dem Moment abgeschrie-
ben und getilgt sein muß, wo sie auf ihre volle Leistungsfähigkeit beansprucht sei. Z. B.
rechnet die Denkschrift für 2 Leitungen a 400 mm Durchmesser:
Kosten der ersten Leitung, Dauer 39 Jahre . .........:. 492500 Fr.
Heutiger Wert der zweiten Leitung nach 39 Jahren einzubauen . 106600 Fr.
und weitere 22 Jahre reichend 492500 .0,2166. . .. . 2... 106600 Fr.
Zusammen Wert heute 599100 Fr.
Zu tilgen in 39 +22 —=61 Jahren, somit jährliche Tilgungsquote
BILD AD an 26300 Fr.
6. Berechnung der jährlichen Betriebskosten. Sie erfolgt so, daß
angenommen wird, alle Leitungen seien am Anfang und Ende miteinander verbunden,
arbeiteten also zusammen unter gleichem absolutem Druckverlust. Die Verteilung der
Wassermengen auf die einzelnen Leitungen erfolgt dann (mit J=const.) nach der
Gleichung
D,\5/,
2 41 | o.) l
(vgl. Weyrauch, Hydraulisches Rechnen, 3. Aufl. Stuttgart 1915, Seite 37. Gleich. 7).
Damit erhält man den Arbeitsaufwand in Pferdestärken für. jede Durchmesserkombi-
nation. Für diese alle wird nun für das 0., 10., 20., 30., 40., 50. und 64. Jahr der jähr-
liche Gesamtarbeitsaufwand berechnet und graphisch aufgetragen, wobei die Jahre Ab-
'szissen und die Pferdestärken Ordinaten sind. Man erhält so, indem die entstehende
ziekzackförmige Kurveverglichen wird, ein rechtwinkliges Dreieck. Dessen Maximal-
ordinate stellt gleichzeitig den größten Jahresaufwand N für Überwindung der Rohr-
reibung dar und es ist die Aufgabe zu lösen: Welche Summe R muß man jährlich bei
1) Auf große Genauigkeit wird man hierbei natürlich nicht rechnen dürfen.