sind; auch diejenigen, welche diese Einrichtung nicht besitzen, müssen in bestimmten
Abständen Zugänge (Einsteigschachte, Einsteigbrunnen) erhalten.
Bei offenen Leitungen muß auf den Einzelstrecken ein durchaus gleichmäßiges
Gefälle herrschen und dafür gesorgt werden, daß sich der Wasserstand nie über die
vorgesehene Füllungshöhe erhebt. Wo Änderungen der Gefällslinie stattfinden,
sind nicht nur die Dimensionen des Wasserquerschnitts zu ändern, sondern es sind auch
zugängliche Ausgleichbehälter mit Überlauf- und Leerlaufvorrichtungen an den
Reduktionskammern anzubringen. Die Reduktionskammern nennt man dort
Übergangskammern, wo eine offene Leitung in eine Druckleitung übergeht, z. B.
an beiden Enden von Dükern. Auch diese müssen natürlich alle notwendigen Stell-
vorriehtungen usw. besitzen, also wie die Hochbehälter eingerichtet sein.
Die eben erwähnte Erhaltung der vorgesehenen Füllungshöhe ist besonders
wichtig, wo, wie bei kreisförmigen und eiförmigen Profilen die Dimensionen unter Zu-
grundelegung des günstigsten Füllungswinkels angeordnet sind (vgl. Band I, 8. 1631f.).
Wie dort insbesondere die Kurven auf $. 166 zeigen, nimmt die Wassermenge nach
Überschreitung des günstigsten Füllungswinkels sehr rasch wieder ab und das voll-
ständig gefüllte Profil transportiert weniger Wasser als das bis zum günstigsten Füllungs-
winkel gefüllte. Schon kleine Wellen können also eine vollständig gefüllte Leitung
ergeben, und dadurch Schläge und unvorhergesehene Beanspruchungen der Leitungs-
wände veranlassen. Dazu kommt dann ein veränderlicher stoßweiser Erguß mit in
regelmäßigen Intervallen sich wiederholendem Spiel. Derartige Mißstände sucht man
hauptsächlich durch recht breite Überfälle oder automatische Überlaufheber zu ver-
meiden.
Sowohl bei den Druckleitungen als bei offenen Strecken ist die Einteilung
der Gesamtstrecke in kürzere Abschnitte, die unabhängig voneinander gefüllt
und entleert werden können, von großer Bedeutung für den Betrieb, die Reinigung,
Instandhaltung und Reparatur der Strecken. Bei Unfällen braucht man dann nur kleine
Strecken abzuschließen und kann nach vorgenommener Reparatur die gesamte Leitung
schnell wieder in Betrieb setzen. Die Grenzen je zweier derartigen Abschnitte sollten
wenn möglich in der Nähe von Ortschaften liegen, weil damit gleichzeitig für deren Sicher-
heit gesorgt werden kann. Weitere Vorkehrungen sind Alarmvorrichtungen zum An-
zeigen von Rohrbrüchen, sowie Manometer, die jede Unregelmäßigkeit im Durchfluß-
vorgang anzeigen.
Eine wichtige Maßnahme ist die Füllung von im Betrieb unter Druck
stehenden Leitungen, welche große Vorsicht erfordert, damit die eingeschlossene
Luft vollständig entweichen kann und dadurch gefährliche Stoßwirkungen in der Leitung
vermieden werden. Wenn man die Kosten nicht scheut, kann es sich sehr wohl empfeh-
len, nach besonders tiefliegenden Punkten der Leitungen beispielsweise da wo Täler ge-
kreuzt werden, besondere kleine Fülleitungen zu bauen, damit z. B. die Düker von unten
nach oben gefüllt werden können. Auf diese Weise ist man dann sicher, alle Luft ohne
Gefahr während des Füllens entfernen zu können. Bei der Wasserversorgung von Neapel
und bei den 12 Dükern der Stadt St. Etienne in Frankreich sind derartige Fülleitungen
vorgesehen worden.
Bisweilen weisen die Leitungen eine bezw. mehrere Kulminationen auf. Man wird
sie möglichst zu vermeiden suchen und sich, wo dies nicht geht, folgender Mittel zur
Vermeidung der Ansammlung von Luft bedienen:
1. eines selbsttätigen Luftventiles, angebracht am höchsten Punkte,
2. eines Standrohres oder ständig laufenden Brunnens, abzweigend von diesem
höchsten Punkte, oder eines demselben Zwecke dienenden Strahlapparates.