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Auf dem Gebiet des Steinfilterbaus ist in Deutschland besonders die Aktiengesell-
schaft für Großfiltration und Apparatebau in Worms tätig. Zur Herstellung der Filter-
steine wird verwendet ein Gemisch aus Porzellanerde, Infusorienerde, Ton oder Sand
mit kohlensaurem Kalk, Kleie, Roggenmehl, welches Gemisch geknetet wird. Beim
Erhitzen verbrennen die organischen Teile; Kalk und Asche werden durch verdünnte
Säure ausgetrieben, so daß man je nach der Feinheit des verwendeten Materials Steine
von mehr oder weniger großen filternden Hohlräumen erhält.
Aus diesem Gemisch wurden früher Hohlplatten hergestellt, welche sich aber nicht
bewährt haben, da sie dem bei der Rückspülung auftretenden Wasserdruck nicht zu
widerstehen vermochten. Neuerdings führt man daher zylindrische Hohlkerzen von
etwa 23 cm äußerem und 9 cm innerem Durchmesser aus (Fig. 17). Die oben genannte
Firma rechnet im Mittel auf 100 cbm Stundenleistung einschließlich Bedienungsgang eine
Fläche von 5 X 7 m, welche 190 qm Filterkerzenfläche umfaßt. Auf 1 qm Bodenfläche
kommen 7 qm Filterkerzenoberfläche. Die zu-
lässige Beanspruchung der Kerzen beträgt 600 1
Fig. 17.
pro qm und Stunde bei mindestens 24 Stunden
Betriebszeit zwischen 2 Spülungen. Dabei hat
die Firma gegen früher die Verbesserung vorge-
nommen, daß die Kerzen bis an ihren oberen
Rand mit Bohnenkies umfüllt und darüber noch
20 cm hoch mit Filtersand überfüllt sind. Dieser
Umstand trägt zweifellos zu einer längeren Be-
triebsfähigkeit der Anlagen bei, welche früher
infolge der auf und in den Kerzen wachsenden
Algen und Moose nur eine recht beschränkte war.
Auch bei der jetzigen Anordnung wird aber,
wenn erst einmal organische Substanzen sich in
den Kerzen festgesetzt haben, kein Druck aus-
reichen, um sie hinauszuspülen, es bleibt dann
nichts übrig als die Kerzen herauszunehmen,
auszuglühen und auszukochen. Es mag auch
darauf hingewiesen werden, daß eine Bruchgefahr einzelner Kerzen mit den sich hieraus
ergebenden Nachteilen nicht außer aller Möglichkeit steht.
Als ein Vorteil der Anlagen soll erwähnt werden, daß sie ebensowohl als offene
Filter arbeiten als auch in eine Druckleitung eingeschaltet werden können.
Zur Kennzeichnung der mangelhaften Wirkung der älteren Anordnung ohne
Sandumfüllung diene das Urteil, welches in der österreichischen Wochenschrift für den
öffentlichen Baudienst 1908 Seite 110 über die Vorfilteranlage der Wientalswasser-
versorgung in Tullnerbach gefällt ist. Es lautet:
‚Die Filtersteine hatten eine zu kurze Betriebsdauer, verlegten sich sehr rasch,
die Reinigung (durch Rückspülung mit einem Gegenstrom von 6m Überdruck bewirkt)
konnte nicht in entsprechender Weise vorgenommen werden und konnten schließlich die
bei der Reinigung beschädigten Filtersteine nicht rechtzeitig ersetzt werden, so daß ein
Teil der Filtersteine auf eine zu geringe Leistungsfähigkeit reduziert wurde und ein anderer
Teil, der Risse aufwies, das Wasser ganz unfiltriert durchließ. Die Folge hiervon war,
daß die Reinwasserbehälter tatsächlich nur eine Mischung von Rohwasser und Filtrat
erhielten. Die bakteriologische Wirkung der Anlage war hierdurch vollständig aufge-
hoben und das Filterwerk erfüllte in keiner Hinsicht die ihm zustehende Ausgabe.‘