unausbleiblich sind, werden erfahrungsgemöß dadurch ausgeglichen, daß alle Rohr-
enden, auch diejenigen, in denen die Verteilungsleitungen benachbarter Bezirke und
Hauptteile an deren Grenzen auslaufen, über diese Grenzen hinweg miteinander
verbunden werden. Außerdem ist es für den Fall von Störungen ratsam, in geeigneter
Verteilung über das Netz einzelne dieser durchverbundenen Leitungen beiderseits bis
zur Verbindungsstelle in größerer Lichtweite durchzuführen, als es für den örtlichen
Bedarf notwendig wäre.“
Auch stellt Rother seine Forderung auf Anwendung des Fächersystems unter
der ausdrücklichen Voraussetzung, daß jedesmal da, wo es unmittelbar oder auf Grund
eines Vergleichs günstig erscheint, das Versorgungsgebiet in zwei oder auch mehrere
Hauptteile zerlegt werde. Ferner sagt Rother: „Anstatt der einfachen kritischen Strecke
des Verästelungsnetzes wird mitunter ein ringförmig geschlossener Leitungszug ohne
oder mit einigen Querverbindungen als Hauptverteilungsweg aus dem Rohrnetze aus-
gewählt und der Berechnung untergelegt; das Anwendungsbereich des Kreisnetzes, wie
diese Form zur Unterscheidung genannt wird, liegt aber wohl mehr bei der Aufbesserung
vorhandener, unzulänglich gewordener, als bei dem Entwurfe neuer Rohrnetze.“
Im Betrieb besitzen demnach beide Systeme nachstehende wertvolle Eigenschaften:
a) Alle Rohrstränge hängen zusammen, das an einer Stelle entnommene Wasser
kann einem Punkt von mehreren Seiten zufließen. Dies bedingt geringere Druckverluste,
besonders bei unvermutet hohen örtlichen Entnahmen.
b) Der zeitweilige Abschluß einer einzelnen Leitung bedingt keine Unterbrechung
in der Versorgung der hinter der Unterbrechungsstelle liegenden Gebiete.
c) Stagnieren des Wassers (welches Erwärmung, Bildung von Rost und anderen
Ausscheidungen bewirkt) kommt nichtin demselben Maß vor wieesinden Endsträngen
des reinen Fächersystems der Fall wäre, wo es nur durch ständige Ausläufe (Brunnen)
verhindert werden könnte.
Als einziger praktischer — nicht notwendig mit einem Kostenminimum ver-
bundener — Vorteil eines Ringnetzes vor dem Fächernetz bleibt bestehen:
Das Ringnetz kann unvorhergesehenen Entwicklungen des Versorgungsgebietes
oft leichter folgen als ein Fächernetz, wenn dessen Stammleitung erst einmal ausgebaut ist.
Für das Fächersystem sprechen außer der zuverlässigeren Berechnungsmöglich-
keit folgende praktische Gesichtpunkte:
a) Das Fächersystem kann im Gegensatz zum Ringsystem in jedem Gelände und
Straßennetz angelest werden, denn ‚‚die primären und sekundären Stammleitungen eines
Verästelungssystems können sich den Geländeformen viel besser als Kreisnetze anpassen,
was bessere Gefälle und kleinere Lichtweiten zur Folge hat.“ (Bodenseher.)
b) Auch beim Ringnetz muß man bei Unterbrechungen der Hauptleitungen auf
Druckabnahmen gefaßt sein.
c) Beim Ringnetz besitzt jede der 8 Hauptstrecken nur einerlei Durchmesser, was
bei der Veränderlichkeit der Wasserführung sicherlich dem Kostenminimum nicht
entspricht.
Der literarische in den letzten Jahren über die Dimensionierung der Stadtrohr-
netze geführte Streit hat jedenfalls das Gute gehabt, daß sogar die Anhänger des Ring-
systems zugeben, daß bei diesem verwickeltsten aller Wasserversorgungsprobleme der
Grundsatz: „„Hie Ringnetz, hie Fächernetz‘“ zu Härten in der Anwendung führt, indem
Bodenseher sagt: ‚Wo es möglich ist, wird die Verbindung beider Systeme die zweck-
mäßigste Lösung geben.“