Full text: Beiträge zur physischen Anthropologie der Deutschen, mit besonderer Berücksichtigung der Friesen

   
     
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
    
   
  
    
  
  
  
  
  
  
  
  
326 Vırcuow: Beiträge zur physischen Anthropologie 
ihm an den Cretinenschädeln von Aosta beobachtete basilare Eindruck 
auf eine primäre Erweichung der Knochen hinweise, welche der Art sei, 
„dafs durch die Schwere und das Hinunterwiegen des Kopfes, wegen 
dem Widerstand der unterstützenden Rückensäule, eine merkliche Ver- 
tiefung des Schädelgrundes entstanden sei. Diese Wahrscheinlichkeit“, 
sagt er!), „wächst zu einem Grad von Gewilsheit, wenn wir betrachten, 
dafs just diejenigen Stellen, welche am Schädelgrunde die weichsten, die 
uachgiebigsten sind, bei den Oretinen zurückgewichen angetroffen werden; 
denn 1) beugt sich der Knochen gerade da nach oben, wo der Hinter- 
hauptstheil (pars oceipitalis) und die beyden Gelenktheile (partes condy- 
loideae) des Hinterhauptsbeins bei Kindern noch durch eine knorpelartige 
Haut verbunden wurden, in der Gegend nämlich, wo nach hinten das 
srolse Hinterhauptsloch anfängt; 2) wird eben dieser Knochen noch ein- 
mal gekrümmt und in die Höhe gedrückt, wo die beyden Gelenktheile 
nach vorne hin durch eine ähnliche knorpelichte Verbindung den Grund- 
fortsatz dieses Beins (prosessus basilarıs) aufnehmen.“ 
Wäre diese Vorstellung, ganz abgesehen von Cretinismus und ha- 
chitis, für alle Fälle von basılarem Schädeleindruck richtig, so würde 
es sich bei dem letzteren nicht um einen senilen, sondern vielmehr um 
gerade das Gegen- 
einen infantilen Vorgang handeln; es würde also 
theil von dem zutreffen, was Portal und Lobstein angenommen hat- 
ten. Diesem Widerspruch gegenüber möchte ich daran erinnern, dals 
ich schon aus der blofs anatomischen Betrachtung die Nothwendigkeit 
abgeleitet habe, zwei verschiedene Formen der Impression, eine hintere 
und eine vordere, zu unterscheiden (S. 319), und dafs die hintere Form 
recht gut der infantilen, beziehungsweise juvenilen, die vor- 
dere der senilen Periode angehören könnte. Denn die hintere 
Form charakterisirt sich überwiegend durch Verschiebungen der ein- 
zelnen Knochenabschnitte gegen einander, wie sie der Wachsthums- 
periode zukommen; die vordere dagegen ist mehr durch Erscheinungen 
der Usur (peripherischen Atrophie) ausgezeichnet, wie sie im höheren 
Lebensalter reichlicher und häufiger vorkommen. Dabei ıst es durchaus 
rr 
1) Ackermann a. a. O. 8. 5. 
  
  
  
  
 
	        
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