Full text: Die weiße Frau

  
Anſehen hätte, als wären fie an einer heftigen Krankheit geſtorben und 
\{<nellen Dodes verfahren, ſo dur<ſta< fie den Wirbel auf dem Haupt 
beiderſeits mit einer Nadel und tötete ihre leiblichen Kinder. 
Der Burggraf, der mit den vier Augen ſeine Eltern gemeint hatte, die 
zu dieſer Verbindung fchwerlich ihre Einwilligung gegeben haben würden, 
wandte fih von ihr. Die getäuſchte Gräfin unternahm, von ihrem Ges 
wiſſen gepeinigt, eine Pilgerfahrt nach Nom und erlangte vom Papfte 
gegen das Verſprechen, ein Kloſter zu ſtiften und fich felbft dem Elöfterlichen 
Leben zu weihen, Vergebung. Darauf rutſchte ſie, zur Buße für ihr Ver- 
brechen, auf den Knieen von der Plaſſenburg nah dem Tale von Berne>, 
wo ſie das Kloſter Himmelskron*) ſtiftete, dem fie reihe Schenkungen 
zuwandte. Sie trat ſelbſt als Nonne ein und ſtarb hier als Äbtiſſin. 
Nach ihrem Dode erſchien ſie den Nachkommen Albrechts, den Hohen- 
zolleen, als Weiße Frau, um ihnen das Nahen der legten Stunde oder 
anderes Unheil anzukündigen. 
2, Die Erſcheinungen der Weißen Frau. 
Zum erſten Male tauchte das Gerücht?) von der Erſcheinung der Weißen 
Frau im Jahre 1486 nah dem Dode des brandenburgiſchen Kurfürſten 
Albrecht Achilles auf. Sie zeigte ſi< im alten Schloſſe zu Bayreuth jedes 
Mal, wenn es den Kavalieren oder den Beamten erwünſcht ſchien, die 
Hofhaltung auf einige Zeit von Bayreuth verlegt zu ſehen. Von Albrechts 
Sohn erhielt nah der dispositio Achillea das Fürſtentum Bayreuth der 
Markgraf Friedrich, ein von romantiſchen Ideen, Kreuzfahrer-Ritterſpielen, 
von Schwärmereien, Liebeleien und Geſpenſterfurcht erfaßter Mann. Dieſe 
Eigenſchaften nußte ſeine Umgebung zu groben Betrügereien aus. So 
zeigte fi vom Jahre 1488 ab in den dunklen Gängen und Gewölben der 
Plaſſenburg eine geſpenſtiſche Erſcheinung im weißen Gewande. Es war 
aber eine Hofdame, Fräulein von Roſenau, die, um Späher und Lauſcher 
abzuwehren, unter der Maske der Weißen Frau längere Zeit durch gewiſſe 
Zimmer wandelte, in die ſie nicht begleitet zu werden wünſchte. Ja, es kam 
ſogar vor, daß ihr eine andere das Recht ſtreitig machte, die eigentliche 
Weiße Frau zu ſein. 
*) Tafſächlih hat Kunigunde nicht das Kloſter Himmelskron, ſondern das Ziſter- 
zienſerinnenkloſter Himmelsthron (zunächſt in Nürnberg, dann in Gründlach) geſtiftet. 
Dieſe Verwechſelung erſcheint kaum ausrottbar. 
8 
a EEE N Br E a a + e Fe 
Bm fin 7 AB
	        
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