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der König das Geſpenſt von der Wache gefangen nehmen und öffentlich
in die Fiedel ſtellen ließ, ſo iſt ſeitdem alles Spüken unterblieben“.7) Das
umgehende Geſpenſt, das der Soldatenkönig verhaften ließ, entpuppte
fih als Küchenjunge, der die Rolle der Weißen Frau auf Beſtellung des
Generals und Miniſters von Grumbkow geſpielt hatte, um gewiſſen Liebes-
verhältniſſen auf den Grund zu kommen. Der Küchenjunge wurde nur
dazu verurteilt, drei Tage auf dem hölzernen Pferde zu fißen.
Aber ſolch ränkevoller Spuf fpielte fich nach den Berichten der Prinzeſſin
Sriederife Wilhelmine?) noch öfter im Berliner Schloß und in Monbijou
ab. So felbfiverftändlich dee allem Überſinnlichen abgewandte große
Friedrich von allen Erſcheinungen einer Weißen Frau in ſeinen Schlöſſern
verſchont blieb, glaubte doch, tros aller Aufklärung, „der halbe Hof ganz
ernſthaft an die Weiße Frau, die mit ihrem langen Beſen in einem Saale
des Schloſſes erſcheinen und hier mit allen Kräften kehren foll, wenn ein
Mitglied der königlichen Familie dem Tode nahe iſ“) Die aus Thiébault
zu entnehmenden Beweiſe kraſſeſten Aberglaubens unter den hohen Herr-
ſchaften des Hofes laſſen uns ahnen, wie es mit dem Volksglauben in der
Zeit des Rationalismus beſtellt war. Friedrih der Große felbft erhärtet
dieſes ungünſtige Urteil Thiébaults in ſeinen „Denkwürdigkeiten zur Ge-
\chichte des Hauſes Brandenburg“ (Die Werke Friedrihs des Großen.
In deutſcher Überſetzung I, Berlin 1913, S. 201): „Es iſ eine Shmach für
den Menfchengeift, daß fich im Anfang eines fo aufgeklärten Jahrhunderts,
wie des achtzehnten, noch alle Arten lächerlichen Aberglaubens erhalten
hatten. Vernünftige Menſchen glaubten ebenſo wie die Schwachköpfe noch
an Geſpenſter. Irgend eine Volfgüberlieferung berichtete, daß jedesmal,
wenn ein Prinz des Hauſes Brandenburg ſterben ſollte, eine Weiße Frau
in Berlin fich zeigte. Der verfiorbene König Tieß einen Unglüdlichen, der
die Rolle des Gefpenftes gefpielt hatte, ergreifen und beſtrafen. Durch
einen fo unfreundlichen Empfang verſtimmt, erſcheinen die Geiſter nicht
wieder, und das Volk war von ſeinem Irrtum geheilt.“ Die Heilung hielt
nur nicht lange an!
Inzwiſchen hatte ſich die Weiße Frau auch auf dem fränkiſchen Schloſſe
der Zollern wieder gezeigt. Der Markgraf Erdmann Philipp von Branden-
burg ſah ſie bald, nachdem er aus dem öſterreichiſchen Kriegsdienſt getreten
war, in Bayreuth auf ſeinem Leibſtuhle fisen. Der Markgraf nahm fich
felbft daraufhin in acht, forgte fih nur um ſeinen Vetter, der damals no<
bei der £aiferlichen Armee ſtand. Aber den 26. Auguſt 1678 ſtürzte er ſelbſt
mitten im Schloßhof mit dem Pferde, konnte nah dem Fall zwar no<
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