die Treppe hinaufgehen, verſchied aber fehon zwei Stunden ſpäter auf
ſeinem Bett.
Während \i< das Geſpenſt in Berlin austollte, blieb es in Bayreuth
über ein Jahrhundert ſtill, um dann aber hier in der Franzoſenzeit deſto
ſtärker die Gemüter zu erregen. Und zwar niſtete es fih nicht im alten
marfgräflichen Nefidenzfchloß ein, fondern in dem nach dem Schloßbrande
interimiftifch hergeftellten Neuen Schloß, das faſt niemals bewohnt geweſen
war. Was aber ſeltſam berührte, das war das Auftreten der Weißen Frau
im dunklen Koſtüm, alſo ihr Erſcheinen als Schwarze Frau!
Man nahm die Sache fehr ernft.!%) Zeugen gaben ihre Beobachtungen
vor Gericht zu Protokoll, Der feingebildete Intendant der Schlöſſer,
Graf Münſter, verſicherte auf das beſtimmteſte, dieſer Geiſtererſcheinung
im Schloſſe mehrmals begegnet zu ſein. Sie ſchien aber in der Zeit ärgſter
deutſcher Not durchaus deutſch zu fühlen; denn ſie ſchüttete nunmehr alles
Unheil über die Franzoſen aus, die ſi< Bayreuth nahten.
Schon als Bernadotte mit feiner franzöfifchen Armee im Jahre 1806
die Neutralität Preußens mit dem Marſch durch die Fürſtentümer Ansbach
und Bayreuth verlebte, begann ſie im Schloſſe zu Bayreuth ſehr unruhig
und heftig zu werden. Als aber Napoleons Heer im Herbſt 1806 auf ſeinem
ZUge nah Thüringen auh Bayreuth berührte, wurden die dort einquar-
tierten Generäle arg erſchre> und beläſtigt. Ganz {limm erging es 1809
dem Divifionsfommandene der fohweren Kavallerie des 8. Armeekorps,
General d’Eſpagne, der ebenfalls im Neuen Schloſſe zu Bayreuth Wohnung
genommen hatte, Gegen Mitternacht wurden die Ordonnanzoffiziere durch
ein fürchterliches Geſchrei in des Generals Schlafzimmer getrieben. Sie
fanden Seine Erzellenz mitten in der Stube unter der umgeſtürzten Bett-
ſtelle, Der General erzählte, als er endlich wieder zur Beſinnung gekommen
iar, die {warz-weiße Frau, deren Toilette er auf das genaueſte in Über;
einſtimmung mit dem Bilde dieſer Dame, das im Schloſſe hing, beſchrieb,
ſei ihm erſchienen und habe gedroht, ihn zu erwürgen. Schließlich habe
ſie das Bett mitten ins Zimmer geſchoben und es mit ihm felbft umgeſtülpt.
Noch in derſelben Nacht verließ der tieferſhütterte General die Reſidenz,
um ſein Quartier in der „Fantaiſie“ zu nehmen. Die Erſcheinung fah er
als Botſchaft ſeines baldigen Todes an: in der Tat ſtarb er am 21. Mai 1809
/ bei Aſpern. Der General ließ unter Aufſicht von franzöſiſchen Offizieren
in dem verhängnisvollen Zimmer den Parkettboden aufreißen, die Wand-
tapete ablöſen, um zu unterſuchen, ob Verſenkungen oder verborgene Ein-
gänge vorhanden wären und die Viſion auf Täuſchung beruhe. Das
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