dargelegt. Beatrir von Kleve, die Tochter des ſagenhaften Theodericus
Urfinus (deutfeh: Dietrich Bär — von Bern), des Vogts von Kleve und
Nymmwegen, die Frau des Schwanenritters Elias Greil, foll ihren Nach:
fommen in Kleve wie in Berlin freudige und traurige Ereigniſſe ange-
kündigt habens geſchichtliche Bezeugung ſcheidet für ſie vollſtändig aus.
Eine Gräfin von Leiningen, die unter Joachim I. (1499—1535) am Bran-
denburger Hofe gelebt und den Kurfürſten zu heiraten gewünſcht haben foll,
doch verfhmäht wurde und nunmehr Unheil kündend erſchien), kommt
fhon deswegen nicht in Frage, weil die Weiße Frau bereits nach dem
Tode Albrechts Achilles im Jahre 1486 in Bayreuth aufgetreten war. Aus
demſelben Grunde muß von Anna Sydow, der Frau eines Stücgießers
und der Geliebten des Kurfürſten Joachims II. abgeſehen werden, die fein
Sohn nach Joachims Dode, gegen das gegebene Verſprechen, in der Feſtung
zu Spandau hatte einſperren laſſen.
Sehr viele Federn haben fich bis in die Gegenwart hinein für die ge;
fhichtlihe Glaubwürdigkeit der Bertha oder Perchta von Roſenberg als
Weißer Frau eingefegt.) Sie wurde um 1430 als Tochter Ulrich von
Noſenberg geboren und heiratete den Grafen Hanns V. von Liechtenſtein.
Die Ehe mit dem rohen und wüſten Grafen war äußerft unglüdlich und
qualvoll für Bertha. Nach ihres Mannes Dode ſoll ſie in ihre böhmiſche
Heimat zurüdgefehrt fein und ſih mit mütterlicher Hingabe der Erziehung
der Söhne und Töchter Meinhards von Neuhaus in Böhmen“) gewidmet
haben. Den Dienſtboten und Arbeitern auf dem Schloſſe war ſie eine milde
und gütige Herrin. Als ſie geſtorben war, ließ ſie fich bisweilen als Weiße
Frau ſehen. Sie tat niemandem etwas zu Leide, neigte ihr Haupt vor dem,
der ihr begegnete und ſie grüßte, ſprach aber dabei nichts. Ihr Beſuch wurde
gewöhnlich als Hinweis auf einen nahen Todesfall gedeutet; hatte fie bei
ihrem Erſcheinen ſtatt der üblichen ſhwarzen Handſchuhe ganz weiße an,
ſo kündigte fie Gutes und Fröhliches an. Unter den vielen im Volke um-
laufenden Erzählungen von der Roſenbergerin®) verdient die von der
Stiftung des ſüßen Breies‘“) hervorgehoben zu werden. Als ſie bei ihren
Lebzeiten unter großen Beſchwerden ihrer Untertanen den Bau des Schloſſes
zu Neuhaus vollendet hatte, ſette ſie ihren Leuten zur Belohnung einen
ſüßen Brei vor und beſtimmte, daß auf ewige Zeiten hin alle Roſenberger
ihren Untertanen ein ſolhes Mahl geben ſollten. Unterblieb es einmal,
ſo erſchien ſie mit zürnender Miene; am ſ{limmſten gebärdete fie fich,
*) In Wirklichkeit iſt die Roſenbergerin nicht die Erzieherin der Waiſen Meinhards
von Neuhaus geweſen; dieſe Angabe iſt als literariſche Zutat Balbins zu buchen.
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