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Brunnens blutig, und deshalb mußte man einen neuen Brunnen außer-
halb der Burg graben.!4)
Die Drlamünder Kinder fangen lange Seit:
„Weiße Frau von Drlamünne,
Denk du hin an deine Sünne,
Bleib du nur bei deinem Kinne“ (Kinde)
mit dem Kehrreim:
„(in) BVlaſſenburg und Orlaminne
Kann fie keine Ruhe finne“.
Ich entſinne mich deutlich, wie wir als Kinder um die Jahrhundertwende,
wenn wir an der alten Kemnate der Orlamünder Grafen in der abendlichen
Dämmerung ſpielten, die kameradſchaftlihe Schar mit dem bloßen Rufe
„Jebt kommt die Weiße Frau !“ auseinanderzuſprengen verſuchten. Früher
ſangen die Kinder beim Verſte>enſpiel hinter den alten Mauern et
„Weiße Frau kömmt um die Ee,
Will mich hinterm Buſch verſte>e.
Have, Have Maria ! —
Hui, nun iſt ſie nimmer da“.
Das ſcre>hafte Geſpenſt verjagte man alſo mit der Nennung des Namens
der Gottesmutter Maria!
Die Brüder Grimm erzählen, wenigſtens in der zweiten Faſſung, der
Geiſt der Gräfin ſolle in dem Schloſſe umgehen. Aber nicht nur auf dem
Schloſſe des eigenen Hauſes und dem der Nachkommen Albrechts von
Nürnberg, der Hohenzollern, ſondern auf denen anderer Fürſten und Herren
geht, wie wir ſahen, die Weiße Frau um. Vieles, was wir aus den Er-
ſcheinungen der weißen Frauen im Freien, beſonders auf Ruinenſtätten
und auf Bergen, kennen, wird nun auch auf die Erſcheinungen der Weißen
Frau (im engeren geſchichtlichen Sinne) übertragen. Da der Himmel die
Kindermörderin zurücftößt und fie in ihrer Tracht als Weiße Frau erſcheinen
muß, geht ſie zunächſt als büßender Geiſt um: auch wenn fie poltert und mit
Ketten raſſelt, richtet ſie doch feinen Schaden an. Sie ſucht ihre Kinder und
iſt bloß auf Erlöſung bedacht. Nur wer ihr vorwißig und feindlich gegenüber-
tritt, hat Strafe zu gewärtigen.
Dann wieder tritt ſie als bergentrü>ter Geiſt aus dem ſich plöglich auf-
tuenden Berge heraus, wo fie Schäße hütet, fie hilft armen, beſcheidenen
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