Full text: Die weiße Frau

  
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Beeinfluſſung und die Berliner Dichtungen, wie 4. B. Fontanes „Wangeline 
von Burgsdorf”, befonders eingehend behandelt. Hier befchränfe ich mich 
auf eine Aufzählung und Ergänzung des Weſentlichen, das ih, wenn nötig, 
kurz charaftteriſiere. 
Wie Goethe von Lavater merkli<h abgerüdt war, fo geißelte er auch 
Sung-Stillings Geifterglauben im erſten Teile des Fauſt in einigen Verſen, 
die na< dem Schluß der „Walpurgisnacht“ handſchriftlich eingeſchoben, 
für den Dru> jedoch nicht beſtimmt waren :1*) 
Blodsberg-Kandidaten. 
Stilling: „Das Geiſterreich, hier kommt's zur Schau, 
Dem Gläubigen erfprießlich; 
Doch find’ ich nicht die weiße Frau, 
Sp bin ich Hoch verdrieglich, 
Gräfin: Der weiſen Frauen gibt's genug 
Für echte Weiberfenner, 
Doch ſage mir, mein lieber Jung, 
Wo find die weiſen Männer?“ 
Achim von Arnim griff das Thema in ſeiner „Nachtfeier na< der 
Einholung der hohen Leiche ihrer Majeſtät der Königin. Eine Kantate“ 
auf.159 Johann Auguſti Muſäus in. Weimar behandelte das Thema 
in ſeinen „Deutſchen Volksmärchen“ (Gotha 1782—1787) zweimal, in 
der „Nymphe des Brunnens“ und in der „Entführung“. In der „Nymphe 
des Brunnens“, einem der \{<önſten deutſchen Kunſtmärchen, tötet die 
Rittersfrau, Kunigunde von Orlamünde, ihre Kinder dadurch, Daß fie 
ihnen eine Diamantnadel in den Kopf flicht, freilich nicht um die Liebe eines 
anderen Mannes zu gewinnen, ſondern um ſich die Liebe ihres Gatten zu 
bewahren. Die Rittersfrau erkennt in der Nymphe des Nixenbrunnens 
die Weiße Frau; ihre Erſcheinung deutet ihr eine wichtige und zwar unglü>- 
liche Familienbegebenheit an. Dieſe Weiße Frau wird dann zur gütigen 
Fee und Hüterin der verwaiſten Tochter, ſie vertritt Mutterſtelle an ihr. 
Als Gaben fpendender Schußgeiſt bewahrt ſie die von der Amme, nicht 
von der Mutter ermordeten Kindlein als Zeugen der mütterlichen Unſchuld 
und führt fie den Eltern wieder zu. Wie kein anderer Dichter hat Muſäus 
es in dieſem Märchen verſtanden, die naturmythiſchen Motive der Weißen 
Frau als Quellbewohnerin und Hüterin der ungeborenen Kinder und das 
von Peter Wot her bekannte Motiv der Weißen Frau als gütiger, Mutter- 
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