9, gib den Brei, den füßen Brei!
Wer weiß, was wird! Raſch fliehn die Stunden !“
Aufwacht der Herr mit jähem Schrei,
Und wiederum ift fie verſ<hwunden !
Theodor Fontane hat von ſeiner 1853 verfaßten Ballade, die voll-
ſtändig von Frit Behrend in den „Berliniſchen Forſchungen der Geſellſchaft
der Berliner Freunde der Deutſchen Akademie“ in einer Geſamtgeſchichte
des „Tunnels über der Spree“ veröffentlicht werden ſoll), nur ein Bruch-
fü in feinen Gedichten geboten: Wangeline von Burgsdorf, oder die
Weiße Frau (Fragment) Die Hofdame der Kurfürſtin Dorothea,
Wangeline von Burgsdorf, die in den beweibten Kurt Jagow verliebt iſt,
iſt das Geſpenſt, das als Weiße Frau im Königsichloffe der Hohenzollern
umgeht. Von den geſchichtlihen Beziehungen iſ dieſe Weiße Frau alſo
vollſtändig gelöft.
Für Willibald Alexis ift das Thema offenbar fo fruchtbar geweſen,
daß er in zwei Romanen darauf eingegangen iſt, im dritten Bande des
„Wehrwolf“ (1848) und in der „Dorothee“ (1856). Karl Gußkow erzählt
im zweiten Bande feines Romans „Friß Ellrodt“ (1872), der unter dem
legten Bayreuther Markgrafen Friedrih Chriftien (1763—1769) fpielt,
auch die Sage von der Weißen Frau. Der Papſt gebietet hierin der Kinder-
mörderin, die der weltlichen Strafe im eigenen Lande, wo ſie felbft Recht
ſpricht, entgangen iſt, ein Kloſter zu ſtiften und auf den Knien dahin zu
rutſchen. „In Trebgaſt, am Fuße des Fichtelgebirges (fol) ... flehen wie
ein Reſt vom Golgatha-Berge auf einem Hügel zwei verfallene Kreuze.
Hier ſank die Büßerin vor Erſchöpfung zuſammen und ſtarb im Angeſicht
ihres Kloſters“, Himmelskron ſchreibt Gußkow nah der Grimmſchen
Faſſung fälſchlich für Himmelsthron.
So ziemlich vergeſſen find die breit angelegten, mehrbändigen Romane
von Wilkie Collins, Die weiße Frau (aus dem Engliſchen überſeßt von
Dr. C. Buechele (Stuttgart 1862), von Ottfried Mylius (Müller), Die
weiße Frau (Stuttgart 1867), und der ſpannende märkiſhe Roman von
Egon Fels (d. i. Johanna Herbert): Die weiße Frau vom Greifenſtein
(Jena 1881), in dem das Nachtwandeln als Entfiehungsurfache für Das
umgehende „Geſpenſt“ herangezogen wird.
Otto Weddigen bleibt in ſeinem 1880 entſtandenen Gedicht „Gräfin
Orlamünde“ (Geſamtausgabe Wiesbaden 1893) der alten Überlieferung
in der Deutung der Rätſelworte „Vier Augen hindern unſere Ehe“ treu,
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