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in Anlehnung an die Zünfte die Schüßengilden. Ihr Schuß-
heiliger war der hl. Sebaſtian, der einſt heidnifhen Schüßen
als Zielſcheibe gedient hatte. Bei firhlihen Aufzügen er-
ſchienen die Schügenbrüder im Schmude der Waffen. Übung
und Gefchielichfeit in der Handhabung der Waffen war das
Hauptziel der Schüßengilden. Ihre Veranſtaltungen, Die
MWoaffenfpiele, wurden die Hauptfejte der Städte. In größeren
Städten fand alljährlih ein Hauptwaffenfejt aller Waffen:
gilden auf dem Plan oder dem Schütenfelde ſtatt. Ihre
Bedeutung liegt neben der Waffenübung in der fittlichen
Erziehung des Volkes und in der Pflege des Gemeinjchafts-
geiſtes. Nur der unbeſcholtene Bürger durfte Witglied der
Gilde werden, der Ehrlofe wurde aus der Reihe der Seit:
‚feiernden entfernt. Nicht Stellung und Reichtum verlieh
dort Auszeichnung, ſondern der Gewandteſte wurde Shüßen-
fönig.
Im 15. Jahrhundert, als die Schüßengilden in den
Städten vielfach von ihrer früheren Höhe herabfanfen, trat
das Erbe der Stadt das Land an. Gegründet und gefördert
von den Standesherren zum Zwecke der Landeswehr, blühten
fie auf dem Lande jchnell empor. Allmählich erhielten ſie
eine völlig firhlihe Bedeutung und gejtalteten fich zu einer
Bruderſchaft des hl. Sebaſtian.
Ein Rückgang tritt auch hier ein nah dem 30 jährigen
Krieg, vielfah unterſtüßt von den Landesherren, um Jagd-
frevel zu verhüten.
Neu belebt wurde der Schüßengedanke nah den Syrei-
heitsfriegen, wo die deutſ<hen Waffen wieder zu Ehren
gekommen waren, wo durd die Romantik altes Volks3gut
wieder hervorgeholt wurde. Von den Waffenübungen, die
früher im Mittelpunkt ſtanden, ſah man ab, da durch die
allgemeine Wehrpflicht jeder Tampffähige Bürger in der
Waſffenführung unterrichtet wurde. Die gemeinſame ‘Feſtes-
freude bildet den Hauptzwe> der Shüßenvereine. Eine gleich-
fórmige Kleidung ſollte den Unterſchied der Stände vergeſſen
machen, alle Dorfinſaſſen gleichſtellen am Volksfeſte, der
sfamilienfeier der Gemeinde. Pflege des Gemeinſinnes ſollte
das erſte Ziel ſein. Um die Witte des 19. Jahrhunderts