Full text: Volkskunde des Kreises Altenkirchen

  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
   
Das Brauden. 
Manche Anſchauungen, die auf altem Bolfsglauben 
beruhen, ſind ſhon im Vorhergehenden geſtreift worden. 
Reſte dieſes alten Volks-= und Aberglaubens ſind aber be- 
ſonders erhalten in den Brauchformeln und Brauchmitteln 
ſowie in verſchiedenen aſtrologiſchen Anſchauungen. 
Auch in unſerem Kreiſe gibt es heute noch Leute, die 
etwas „fünnen“ und, wie man jagt, im äußerſten Falle auh 
etwas „tun“, Zwar glauben heute nicht mehr viele an die 
Kraft von Zauberſprüchen, aber ihr Befannt- und Vor: 
handenſein zeigt uns doch, daß e3 ehedem nicht ſo war. 
Wegen der Sorge um die Geheimhaltung von Sym- 
pathieſprüche iſt es ſhwer, dieſe fennenzulernen. Deshalb iſt 
es zu begrüßen, daß dem Schreiber von einem im rechten Sinne 
aufgeklärten Beſißer eines Buches „das ſiebenmal verſiegelte 
Buch der größten Geheimniſſe“ zur Berfügung geſtellt wurde. 
Das Alter iſt wegen Nichtangabe des Drucjahres niht auf- 
de>bar. Nachgewieſen iſt es aber ſeit etwa 100 Jahren im 
Beſitze derſelben Familie, wo es noch heute wie früher treff- 
lih verwahrt wird. Als Druort iſt Baltimore genannt, Und 
wenn man niht an anderen Büchern dieſer Art feſtſtellen 
fönnte, daß man ſih mit Borliebe eines fingierten Druortes 
bediente, um die Druderei nicht zu verraten, würde man 
ſicherlih über die ſhon vor 100 Iahren beſtehende Ver- 
bindung vom Kreiſe Altenkirhen und Baltimore erſtaunt 
ſein. Allein dieſes Buch gewinnt erſt dann Bedeutung, wenn 
ſeine Heimatberechtigung für unſern Kreis nachgewieſen iſt. 
Dieſer Nachweis iſt erbracht, wenn die Brauchformeln nicht 
nur in dieſem Buch, ſondern au< im Volke fortleben. Ein 
Vergleich einzelner Formeln möge es erläutern. In dem 
Buche ſteht als Wittel gegen die Mundfäule: „Job 
zog über Land, er hatte den Stab in ſeiner Hand, da be- 
gegnete ihm Gott der Herr und ſprah: „Iob, warum trauerſt 
du ſehr ſehr?“ „Ach Gott, ſoll ih niht trauern, mein Schlund 
und mein Mund will abfaulen.“ Da fprach Gott der Herr 
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