Full text: Volkskunde des Kreises Altenkirchen

  
174 
dieſe Éleinen Öffnungen konnte ſo viel Luft eintreten, ‘daß 
das Holz zwar verkohlen, aber niht verbrennen fonnte. Der 
Köhler wußte ganz genau, wie viel Zuglöcher er ſo anbringen 
mußte, um die Luftzufuhr zu regeln; denn in einem gut ge- 
brannten Meiler dürfte niht einmal ein dürrer Grashalm 
oder eine Woosfaſer verbrennen. Der aus der oberſten 
Reihe der Zuglöcher auzftrömende Rauch zeigte, daß“ der 
Meiler „angegangen“ war. Allmählih wurde der Rauch 
immer weniger, und das war das Zeichen, daß eine tiefere 
Reihe von Löchern geſtoßen werden mußte. Die oberen 
wurden dann wieder ‚zugeftopft. Auf dieſe, Weiſe wurde 
das Feuer nad) und nad) bi auf den Boden wieder her= 
untergeführt. Durch das Schließen der unterſten Öffnungen 
wurde das Feuer dann ganz erſti>t, und der Berfohlung3- 
prozeß, der etwa 3 Wochen dauerte, war beendet. Bei der 
Sreilegung der Kohle mußte der Köhler ſehr darauf achten, 
daß nicht eine noch etwa glühende Kohle durh den Wind 
wieder entfacht wurde; denn ſonſt hätte leicht ein großer 
Zeil der Kohle oder ſogar der ganze Meiler von den empor- 
lodernden Flammen ergriffen werden fönnen, und die müh- 
jame Arbeit war dann unbelohnt. 
Die ſo hergeſtellte Kohle wurde fuhren- oder karren- 
weiſe an die Hütten verkauft. Für eine Karre bezahlte man 
Zzuleßt 28—30 Thlr. ?) Zur. VBerkohlung gelangten ſämtliche 
heimiſchen Holzarten, in der Hauptſahe Buchen, Virken, 
Eichen, Kiefern, Fichten und Erlen. 
Um den Weilerprozeß beſſer überwachen zu önnen, 
bauten jich die Köhler in die Nähe des Meilers ihre Röhler- 
hütte, in der ſie Tag und Nacht blieben. Die freie Zeit 
ſuchte man mit Kartenſpielen auszunußen. Und obwohl 
die Köhler niht auf der Bärenhaut lagen, tranken ſie doh 
immer gern noh einen. So wird uns berichtet, daß ein, 
Köhler aus Friedewald eines Abends dem Branntwein all- 
’) Die Holzkohle wurde mit der „Zehn“ gemeſſen. Die „Zehn“ 
war ein aus Holzſpänen geflochtener Korb, der an zwei Tragbäumen 
befeſtigt war. Mit der „Zehn“ wurde die Holzkohle ſowohl ge= 
meſſen, wie auch zum Hochofen getragen. 
a
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.