Full text: Volkskunde des Kreises Altenkirchen

  
180 
Die Tracht der Alten. 
Von Fr. H. Strippel in Bachenberg. 
E3 ift eine fchwere Aufgabe, über die alte Tracht im 
Rreife Altenkirchen ein bis in die Einzelheiten zutreffendes 
Bild zu geben. Seit etwa einem halben Iahrhundert iſt fie 
bis auf kümmerlihe Reſte verſchwunden. Nur ſelten iſt 
ein altes Trachtenſtü>k aufbewahrt worden, und nur wenige 
alte Leute fönnen bejtimmte Angaben machen über Ver= 
ſhwundenes. 
Am beſten von allen Stücken der Männertracht iſt der 
blaue Leinenkittel in Erinnerung (Abb. 1). Allgemein war 
er etwa bis in die ahtziger Iahre des leßten Iahrhunderts 
im Gebrauh. Nachher war er beſonders bei Viehhändlern 
beliebt. Jedoch ſollen noh im Iahre 1900 die Burſchen aus 
der Gegend von Brachbach zur Muſterung in Kitteln und 
Seidenkappen erſchienen ſein. Vereinzelte alte Leute blieben 
ihm bis zum Weltkriege treu. In der Zeit der Kleiderkarten 
fielen die lezten „Killen“ der Schere zum Opfer. — Bis 
etwa zur Witte des vorigen Jahrhunderts kannte man nur 
den ſelbſtverfertigten Kittel aus grobem, dunkelblauem Haus- 
macherleinen (in Bachenberg ſpottweiſe „Hohneböchekill“ ge- 
nannt), der bis zu den Waden reichte. Er hatte eine enge, 
runde Halsöffnung, durch die man beim Äberziehen eben 
noh den Kopf hindurhzwängen konnte. An dem Hals= 
und den engen Ärmelbörtchen waren viele Falten eingeleſen. 
Oft wieſen die Bündchen und die auf die Schulternähte ge- 
ſeßten Leinenſtreifen weiße oder ſhwarze Zierſtiche auf. Aus 
einer Taſche an der rechten Seite ließ man gerne einen Zipfel 
des großen bunten Tafchentuch3 hervorfchauen. Neben dem 
langen dunkeln gab es noch einen etwas kürzeren helleren 
Kittel mit Bruſtſchliß, leßterer beiderfeit3 mit hellen Rnöpf- 
chen verziert (Abb. 1 recht3). Er wurde von jüngeren Leuten 
bevorzugt. Später trat an Stelle des Hausmacherkittels 
der fertig gekaufte „Brabanter Kill“ aus feinem, glänzen=
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.