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Da reiſte ih ins Land Sachſen,
Da, wo die ſ<hönen Mädchen auf den Bäumen wachſen.
Hätt’ ich mich alsda bedacht,
©o hätt ich mir und meinen Rameraden welche mitgebracht.
Ich hatte mich aber darauf beſonnen,
Allhier könnte man ſie au< bekommen.
Pos tauſend! bald hätt ih mi ganz vermeſſen
Und die tugendſamen Iungfrauen vergeſſen.
Die haben das Kränzlein ſo wohl formiert
Und es mit ſ{<önen Blumen geziert.
So alt dies liebliche Gut, (Blumen)
Werden wir und meinen Kameraden hübſ< ſtehen auf dem Hut.
Jetzt werde ih bald ſchließen müſſen zum End
Und befehle dieſen Bau in Gottes Hand.
Alles Unglü> ſei von ihm abgewandt,
Aller Unfall und Schaden ſei von ihm entfernt,
Weiter als der Morgen vom Abend.
Glü> und Segen wünſch ih drein,
Sie mögen alle geſegnet ſein,
Die in dem neuen Bau gehen aus und ein,
Nach Gottes Vat und Willen ſei. Amen.
Nach dem Spruch reißt der Zimmermann die Brezeln
ab und wirft ſie den Kindern herunter. Tüchlein, Pfeifen
und Tabak bringt er mit herunter. Die Mädchen ſte>en den
Zimmerleuten die Tüchlein an. Dann beginnt der Tanz.
Wem das Mädchen das Tüchlein auf die Bruſt heftet, den
erwählt ſie ſih für den Abend zum Fanzherrn. Der Zimmer=
mann tanzt mit der Kranzjungfrau (in Wiſſen). Zuweilen
gibt es vorher noch ein Abendeſſen, Schnaps wird getrunken
und Karten geſpielt,
Nach der Baupredigt fragte der Zimmermann in Wiſſen
und Hommelsberg: „Bauherr, wann pflü>t man die Kirſchen
(d. h. die Gaben am Baum)?“ Dieſer antwortete: „Wenn
ſie reif ſind.“ Der Redner ruft: „Nein, wenn man ſie hat.“
Dann erfolgte die Plünderung des Baumes.
Als Giebelſhmu> war beim Richtfeſt früher allgemein
ein Kranz üblich, der von den Nachbars8mädchen gewunden
und behangen wurde. Erhalten iſt dieſe Sitte noh heute in
Dermbach, Nauroth, Steinebach, Witthee, Seelbach, Eichen
und Epgert; in Mudersbach und Niederſchelderhütte nimmt
man ein Virkenbäumchen; ſonſt iſt es im ganzen Kreis Sitte,
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