Full text: Volkskunde des Kreises Altenkirchen

  
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Zuſammenfaſſend kann man ſagen, daß in den entlegenen 
ländlichen Orten des Kreiſes ſih die alten Bräuche beim 
Richtfeſt noch beſſer gehalten haben, während ſie in den in- 
duſtriellen Bezirken mehr und mehr geſhwunden ſind. Ein 
mit bunten BVändern geſchmü>ktes Bäumchen, das vom 
Zimmermann oder Polier aufgeſeßt wird, bisweilen hier und 
da noch eine kurze Anſprache, vom Bauherrn geſtiftetes Frei- 
bier, Zigarren und belegte Brötchen für die Bauhandwerker 
und die nächſten Nachbarn ſind in dieſen Orten als Reſte 
des ehemaligen Richtfeſtes übrig geblieben. 
Für den Einzug in das neue Haus ſind beſtimmte Tage 
beſonders geeignet. Freitags darf man nicht einziehen (Mi= 
chelbach). In katholiſchen Ortſchaften fand früher allgemein 
eine Einſegnung des Neubaues ſtatt. Heute nur noh auf 
beſonderen Wunſch. Bei den Proteſtanten iſt es vielfach 
üblich, die erſte Bibelſtunde oder Andacht im neuen Haus 
zu halten, ſo in Weyerbuſch, Oberirſen und Birnbach. Als 
erſter betritt das neue Heim der Hausherr in SFilchbacher- 
hütte, Ermerzhauſen, Dauersberg, Gebhard3hain, Mauroth, 
Hamm und Stürzelbach, die Frau in Witthe>e. In Steine- 
bach wird Lebtere beim Einzug an den Herd geführt. Als 
erſten Gegenſtand trägt man in die neue Wohnung in Birken, 
Epgert, Stürzelbach, Wiſſen, Nauroth und Niederfiſchbach 
ein Kreuz, in Birfen wird dazu noch Brot, Salz und Wafjer 
auf den Tiſch geſtellt, damit es im Hauſe niemals am Not- 
wendigſten mangele. 
Im ganzen Kreiſe iſt das „Tiſchrü>ken“ bekannt. Für 
den erſten Sonntag nah dem Einzug oder einen ſpäteren 
Sonntag werden Nachbarn und Verwandte zum Einzugs- 
faffee eingeladen. In Hamm rü>en die Nachbarn den Küchen- 
tiſch dahin, wo er in Zukunft ftehen foll. Dann folgt der 
Schmaus. In Niederfiſhbah rücten früher die Burſchen 
und Mädchen der Nachbarſchaft den Tiſh im Wohnzimmer 
in eine Ede und hielten ihn beſeßt. Die Hausleute mußten 
für Speiſe und Trank ſorgen, ſonſt trugen die jungen Leute 
den Tiſch in die Nachbarſchaft und gaben ihn nicht eher frei, 
bis ſie bewirtet waren. In Bachenberg brachten die Nach- 
barinnen früher Geſchenke mit: Kaffee, Zucker, Eier. Wohl- 
 
	        
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