Full text: Kreis Offenbach (A, [1])

   
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haus, aus zwei durch je ein Fensterpaar erhellten Jochabtheilungen bestehend, ist 
einschiffig und wird von einem einzigen, grossen, flachangelegten Tonnengewölbe 
bedeckt, in welches die Nischen der Lichtöffnungen stichkappenartig übergehen. 
Die Fensterpaare sind durch pilastrirte Pfeiler geschieden. Auf den Stuckflächen 
breitet sich fröhlicher Rococoschmuck aus, dessen Linearmuster und Arabeskenzüge 
vor einigen Jahren durch Vergoldung eine geschmackvolle Auffrischung erfahren 
haben. Damals erhielten die Fenster eine neue gemusterte Verglasung, deren Zier- 
motive jedoch von der leichteren, lustigeren Formensprache der älteren Ornamentik 
des Innenraumes abweichen und einem strengeren, in sich beschlosseneren Formen- 
kanon folgen. 
Den grossräumigen weitausladenden Zransept überspannt ein komplicirtes 
Gewölbe, welches an den Hauptstützpunkten der Vierungsecken von stattlichen 
Säulen getragen wird. Die Säulenstäimme sind mit Gipsmarmor bekleidet. Die 
Kapitäle haben die Formen reichgegliederter Kämpfer. Die Basamente ruhen mit 
ihren Wulsten auf hohen Untersätzen. Die vier Säulen sind unter sich durch 
gurtenartige Flachbögen verbunden, die nach dem Chor, Schiff und den Transept- 
Hügeln hin sich öffnen und zur grossräumigen Wirkung des Ganzen besonders da- 
durch beitragen, dass sie in der Vierung durch Pendentifvermittelung in ein flaches 
Vollkuppelgewölbe übergehen, an der Chor- und Schiffseite den Tonnenwölbungen 
sich anschliessen und in der Richtung der Transeptarme in gegliederte Halbkuppel- 
abschlüsse sich verlieren, in welche die Fensternischen lünettenartig einschneiden. 
Von der Vierung anhebend erscheint der Chorraum zunächst als eine Ver- 
längerung des Langhausschiffes mit je einer seitlichen Lichtöffnung und schliesst 
polygonal mit drei Wandflächen aus dem Sechseck. Dem Triumphbogen über dem 
Säulenpaar am Choreingang entspricht an der Begrenzung des Altarraumes ein 
Hacher Gurtbogen, an welchen die Apsis sich anlehnt. Oberhalb der bei der 
Schilderung des Aeusseren erwähnten Fensterarchitektur dieses Bautheiles sehen 
wir auch hier in der Apsidenwölbung Lünetten und stichkappenartige Einschnei- 
dungen. An den Chorwänden stimmt eine reich ornamentirte Pilastrirung mit der 
Behandlung der Hochwände im Kirchenschiff überein. 
Den grössten und reichsten Schmuck des Innenbaues bilden die Gewölbe- 
malereien, welche sämmtliche Flächen der Eindeckung der Kirche ausfüllen und 
in dem ganzen Verzierungssystem eine so überwiegende Rolle spielen, dass dem 
Beschauer unwillkürlich der Gedanke sich aufdrängt, nicht der architektonische, 
sondern der malerische Theil habe bei der Errichtung des Bauwerkes als Haupt- 
zweck gegolten. In jedem der drei Haupträume, Langschiff, Transept, Chor, prangt 
oberhalb des über der Hochwand hinziehenden Gesimses ein ausgedehntes Wand- 
gemälde, worin die monumentale Dekorationsmalerei der Epoche ihre Triumphe 
feiert. Ueber den Meister gibt folgende an der Langschiffwölbung angebrachte, 
von Arabesken, blumenstreuenden und posaunenblasenden Genien umrahmte In- 
schrift Aufschluss: „C. 7. Scheffler, Augustanus, invenit et pinzit 1747.::: Ds 
ist diess der nämliche Augsburger Künstler, welcher ungefähr zu derselben Zeit 
das Innere des Deutschordenshauses nebst Kapelle zu Mainz, jetzt Grossherzog- 
liches Palais, mit Freskogemälden geschmückt hat. 
    
   
   
    
  
   
    
   
    
   
   
   
     
    
    
   
   
    
         
    
    
   
     
     
     
     
   
    
    
  
      
    
        
    
Transept 
Chor 
Decken- 
malereien 
 
	        
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