Full text: Kreis Offenbach (A, [1])

    
     
   
    
     
    
    
    
    
    
   
  
  
   
   
   
    
     
    
   
  
  
  
  
     
   
   
   
   
    
    
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HEUSENSTAMM 
besetzte ältere Mauertheile.. Es sind die Ueberreste des sogenannten Sieinernen 
Hauses, einer Burganlage des Martin von Heusenstamm, wie aus dessen 1533 
aufgerichtetem Testament hervorgeht. Ein Werkstück mit der Jahreszahl 1561 ist 
zur Erinnerung an das alte Schloss in den Bogenfries des Neubaues eingefügt. 
Der isolirte Wehrthurm, Dannthurm genannt, hatte die Bedeutung eines Bergfrieds 
und war sonach der Kern für die innere Vertheidigung der Burg. Als Warte 
ragte er über letztere hoch empor. Der Grundriss des Bannthurmes bildet ein 
ungleichseitiges Viereck. Das Material ist ein Gemisch von Haustein und Back- 
stein. Mehrere Geschosse thürmen sich übereinander. Der Giebelschluss hat 
einem Neubau Platz gemacht, der in seiner Nichtvollendung einer Ruine gleicht, 
über welche der Himmel sein Dach spannt. In den dreissiger Jahren sollte das 
Untergeschoss als Burgkapelle eingerichtet werden; in der Folge stand man jedoch 
von dem Vorhaben wieder ab. — Schloss Heusenstamm ist jetzt Sitz eines gräf- 
lichen Rentamtes. Das Archzv kam im Jahre 1833 nach Schloss Wiesentheid bei 
Würzburg. 
In der Gruppe der die Kirche umgebenden Bauten sind erwähnenswerth: 
Der Pfarrhof, das Schulhaus und der Thorbau. — Der Pfarrhof, ein stattliches 
Gebäude, dessen Eingang das Familienwappen der Schönborn mit dem über drei 
Spitzen schreitenden Löwen schmückt, wurde erbaut von dem Vermittler des west- 
phälischen Friedens, Johann Philipp Graf von Schönborn, 1642 zum Fürstbischof 
von Würzburg und 1647 zum Kurfürsten von Mainz erwählt. Im Flur des Erd- 
geschosses steht eine Holzstatuette der Madonna mit dem Jesuskinde von ein- 
drittel Lebensgrösse, eine Arbeit des ı5. Jahrhunderts, mit gutem Wurf der Falten, 
im Ganzen jedoch von handwerksmässiger Technik. — Im Privatbesitz von H. Pfarrer 
C. Bott befinden sich zwei Streifen der Vorder- und Rückseite eines Messgewan- 
des, eine tüchtige Arbeit niederrheinischer Bortenwirkerei im Styl des opus aureum 
cyprium. Auf dem von Goldfäden übersponnenen und durchschossenen Leinen- 
grund erscheinen verschiedene der Natur dieses Textilstoffes angepasste stylisirte 
Verzierungen von blühenden Bäumen und Sträuchern, Sternen und Rosetten in 
I.inearmustern, untermischt mit folgenden gothischen Minuskel-Inschriften im Charakter 
des 15. Jahrhunderts: „„glaria ı erreigig tea ihegug maria‘ auf dem kleinen 
Streifen und „aue Velara (praeclara) m (Maria) maris stella ihegug‘“ auf dem 
grösseren Streifen. Der Besitzer hat die kunstgewerblich beachtenswerthen Textil- 
überreste als Geschenk für die Grossherzoglichen Sammlungen zu Darmstadt bestimmt. 
Das Schulhaus, dem Grafen von Schönborn gehörig, ist dreigeschossig ange- 
legt und besitzt einen gewissen monumentalen Charakter. Das über dem Eingang 
befindliche Allianzwappen der Häuser Schönborn und Montfort nebst der Jahres- 
zahl 1744 bezeugen, dass auch dieses Gebäude von der baulustigen Gräfin Maria 
Theresia errichtet wurde. 
Der gegenüberliegende Z%horbau verdankt seine Entstehung dem Grafen 
Erwin von Schönborn, welcher dieses Architekturwerk zu Ehren Franz I. aufführen 
liess, nachdem dieser Kaiser, gelegentlich der Erwählung und Krönung seines 
Sohnes Joseph zum Römischen König in Frankfurt a. M., dem Gräflichen Hof zu 
Heusenstamm die Ehre eines mehrtägigen Besuches erwiesen. Das Baudenkmal 
Pfarrhof 
Schulhaus 
Ihorbau 
  
  
  
  
  
  
 
	        
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