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OBERTSHAUSEN 129
Von den beiden Glocken ist nur die grössere älteren Ursprunges. Ihre
Krone besteht aus sechs Bügeln, an denen männliche Groteskköpfe von guter
Modellirung vortreten. Auf den Glockenwandungen liest man in grossen lateinischen
Lettern folgende Namen: IOHANN BAUER, IOHANN MÜLLER, CONRAD
WINTER, BAUMEISTER, ZU OBERHAUSEN. Es sind wohl die Namen der
Stifter oder der damaligen Kirchenvorstände. Dann folgt die Inschrift: HEINRICH
DOBRL VON HANAU GOSS MICH.
unleserlich geworden. Dem Charakter der Buchstaben nach zu schliessen, dürfte
die Mitte des vorigen Jahrhunderts als die Zeit des Gusses anzunehmen sein,
womit auch das Jahr der Glockenweihe, 1756 (s. ob.), übereinstimmt.
Auf dem die Kirche umgebenden alzen Friedhof sind mehrere trümmerhafte
Grabkreuze aus dem 18. Jahrhundert zu einer Gruppe vereinigt und an die Süd-
seite des Thurmes gelehnt. — Der Krucifixus des Friedhofkreuzes ist eine recht
achtbare Steinskulptur des vorigen Jahrhunderts. Das Postament trägt unter einer
Weiheinschrift die Jahreszahl 1768 und ist von einem Arabeskenzug in bewegten
Rococoformen umschlossen.
In der Gemarkung des Dorfes steht auf freiem Felde ein hohes doppel-
armiges Wegkreuz aus einfachen Holzbalken gefügt und an den Kanten mit kräf-
tigen Einkerbungen in volksthümlicher Zierweise versehen. Der Gestalt nach ist
es ein Patriarchenkreuz, das im Volksmund den Namen Mainzer Kreuz führt, als
Zeichen der Erinnerung an die vormalige Kurfürstliche Oberherrlichkeit in dieser
Gegend.
Obertshausen war ehedem mit einem Graben umgeben, welcher nach Art
eines sogenannten Gebücks mit Hecken und niederem Baumwuchs bepflanzt war.
Ein thurmloser Thorbau, welcher den Zugang des Ortes bildete, wurde in den
dreissiger Jahren niedergelegt. Der Graben, dessen Zug an einzelnen Stellen noch
kenntlich ist, war schon früher seiner wehrhaften Bestimmung entzogen worden.
In einiger Entfernung südlich vom Dorfe stand in der Flur Hain noch in
diesem Jahrhundert ein Gebäude aufrecht, von den Einheimischen Hausenburg
oder das alte Schloss genannt. Kein Stein ruht mehr auf dem anderen. Nur
geringe Spuren eines Wassergrabens sind bemerkbar, welcher die etwas erhöht
liegende Wüstung kreisförmig umgab. Hiernach scheint die alte Veste eine Wasser-
burg gewesen zu sein, worauf übrigens schon die ganze Beschaffenheit der flachen
Oertlichkeit hindeutet. Wie von der verschwundenen Burg Hainhausen beim Dorfe
gleichen Namens wird auch von der Hausenburg bei Obertshausen angenommen,
dieselbe sei von den Vorfahren der Eppensteiner bewohnt gewesen, inmitten an-
derer Villen römischer Possessores in den dekumatischen Kolonieen des alten
Rodgaues.
Literatur. Steiner, J. W. Chr., Geschichte und Alterthümer des Rodgau’s im alten Maingau.
Darmstadt 1833.
XII, 609.
Archiv für Hessische Geschichte und Alterthumskunde, I, 315 und 331;
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Die Jahreszahl ist durch Beschädieune
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Glocken
Alter Friedhot
Wegkreuz
Wehrgraben
Wüstung
Hausenburg