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OFFENBACH I45
Lager zu Öffenbach« sehr wohl im Einklang stand und dem Geist der Renaissance
keinesfalls zuwider war. In Uebereinstimmung mit der Hauptloggia enthalten die
Postamentflächen der obersten Gallerie ebenfalls Reliefiguren und zwar die alle-
gorischen Gestalten der aus Plato’s Republik durch Marcianus Capella in’s Mittel-
alter eingeführten vier weltlichen oder Cardinaltugenden, die Allegorieen der drei
göttlichen oder theologischen Tugenden und die Allegorie der Wissenschaft. Die
Figuren treten mit Attributen und Namensbezeichnung in folgender Reihe auf:
Temperantia, die Mässiekeit oder Selbstbeherrschung, eine flache Patera mit Wasser
füllend; Fortitudo, die Stärke, eine zerbrochene Säule tragend; Justitia, die Ge-
rechtigkeit, mit Schwert und Wage; Prudentia, die Klugheit, einen Spiegel vor sich
haltend; Fides, der Glaube, mit Kelch und Kreuz: Spes, die Hoffnung, mit ge-
faltenen Händen und nach oben gerichtetem Blick; Caritas, die Liebe, ein zartes
Kind auf den Armen tragend; Scientia, die Wissenschaft, mit einem Widder an
der Seite. Komposition und Meisselführung dieser Reliefserie verrathen weder die
gleiche Tüchtigkeit und Sorgfalt wie der plastische Schmuck der unteren Loggien,
noch scheint die Arbeit von der nämlichen Künstlerhand herzurühren. Immerhin
wird der Zusammenklang der Gallerien dadurch nicht beeinträchtigt, sowenig wie
durch die höhere Vortrefflichkeit, die das Ornamentale vor dem Figürlichen im
Allgemeinen an diesem Bautheil voraus hat. Im Grossen und Ganzen ist die
Loggienfronte von prächtiger Wirkung und geniesst mit Recht den Ruf eines Meister-
stücks der deutschen Renaissance voll Anmuth und Zierlichkeit.
Die beiden Treppenthürme, welche die Loggienfronte begrenzen, sind von
achteckiger Grundgestalt und fesseln besonders die Aufmerksamkeit des Beschauers
durch ihre herrlichen Portale. (Vergl. Abb. Nr. 36.) Diese formenreichen Ein-
gänge stimmen in tektonischem Betracht völlig miteinander überein und nur im
Dekorativen bestehen einzelne Verschiedenheiten. Wie an der unteren Loggia sind
auch hier die Pfeilersockel mit Löwenhäuptern geschmückt. Ueber der attischen
Basamentvermittelung steigen kannelirte Pilaster mit jonischen Kapitälen auf und
tragen einen gegliederten Sims mit glattem Fries, worin die schon erwähnten Jahres-
zahlen 1570 und 1572 eingemeisselt sind. Die Portalbekrönung besteht aus einem
flachen Giebeldreieck, dessen Grundlinie und Innenseiten Eierstab- und Zahnschnitt-
säume umziehen. Zwischen der oberen Pilasterstelluns erscheinen die Wappen-
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bilder der Häuser Isenburg und Schwarzburg in opulenter Ausstattung und darunter
öffnen sich die verschieden ornamentirten rundbogigen Eingänge. An dem einen
Portal sind die Spandrillen mit Reliefbüsten im Kostüm der Zeit geziert, während
in den Bogenzwickeln des anderen Einganges geflügelte Genien erscheinen und aus
Füllhörnern Blätter, Blumen und Früchte spenden. Die Fensterverkleidungen an
den 'Thurmgeschossen und die abtheilenden Gesimse folgen ebenfalls der Richt-
schnur der Renaissance, ausgenommen der unter dem obersten Geschoss befindliche
Simszug, welcher durch seine gothisirende, tief unterschnittene Profilirung in einem
auffallenden Gegensatz zum Styl der übrigen Thurmgesimse steht. Angesichts dieser
Erscheinung drängt sich die Frage auf, ob in diesem Gesimse nicht der ursprüng-
liche Abschluss der Treppenthürme zu erkennen sei, bevor dieselben, gleichzeitig
mit dem obersten Stockwerk des Schlosses, um ein Geschoss höher getrieben wurden
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Treppenthürme