Full text: Kreis Offenbach (A, [1])

  
  
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166 KREIS OFFENBACH 
Ueberreste, Denksteine und Münzen, von denen sogleich näher die Rede sein 
wird, ferner Ziegelmaterial mit Stempelzeichen der Legio XXII und der Cohors I 
Civium Romanorum, sowie ansehnliche Substruktionen und Wärmeeinrichtungen 
eines Römerbades, welche zum Theil schon 1819 und in grösserer Ausdehnung 
bei den 1841 vorgenommenen Fundamentirungsarbeiten (s. u.) zum Vorschein 
gekommen sind, bezeugen diesen frühen Ursprung und lassen keinen Zweifel 
übrig, dass hier, an einem Hauptpunkt der von Miltenberg dem linken Mainufer 
entlang ziehenden römischen Reichs- und Militairgrenze, ein grösseres Kastell 
gestanden habe. 
In diesem Zusammenhang bleibe nicht unerwähnt, dass der Historiograph 
Steiner die Urgeschichte von Seligenstadt auf ein solches Kastell zurückgeführt 
wissen möchte, welchem er den Namen »castrum Selgum« beilegt. Zur Begründung 
seiner Ansicht stützt sich dieser Forscher auf zwei römische Lapidarinschriften, die im 
Jahre 1820 beim Abbruch der Zellkirche in der Gemarkung des nahen Dorfes Zell- 
hausen (vergl. XXXVII. Zellhausen) aus dem Mauerwerk dieses Gebäudes freigelegt 
wurden und, nachdem sie lange in Steiners Garten zu Klein-Krotzenburg gestanden, 
vor mehreren Jahren sichere Bergung im Vorsaal des Grossherzoglichen Museums 
zu Darmstadt gefunden haben. Der genannte Gelehrte hält nämlich die beiden 
Lapidarinschriften nicht für getrennte Schriftstellen, sondern für eine einzige zusammen- 
hängende Inschrift eines durch die Uneunst der Zeiten in zwei Theile gespaltenen, 
dem Jupiter Heliopolitanus geweihten Votivaltars und zieht aus einer unklaren 
Stelle, die er »praefectura veteranorum castri Selgi« liest, den Schluss, die altur- 
kundliche deutsche Form des Namens Selsenstadt sei aus dem latinisirten 
»keltischen« Ortsnamen Seleum« entstanden. Die Interpretation wird mannigfach 
angefochten. Gewiss ist, dass die fraelichen Lapidarinschriften noch immer das 
Kreuz der Forscher sind und einer endgültigen Erklärung harren. Noch vor kurzem 
waren sie der Gegenstand eifriger Untersuchung eines Heidelberger Archäologen. 
Unter den auf die Nachwelt gekommenen im Grund und Boden von Seligen- 
stadt gefundenen Alterthümern der römischen Zeit stehen zwei Votivaltäre in 
vorderster Reihe. Dieselben sind in einer kleinen, tempelartigen Säulenhalle auf- 
gestellt, welche an die Südseite des neuen Schulhauses sich anlehnt und in deren 
Giebelfeld folgende Inschrift steht: 
A.MDCCCKXRXI. HAEC. ROMANI. ET. CAROLINGICI. TEMPORVM. 
MONVMENTA. EX. SVBSTRVCTIONIBVS. LACONICI. ROMANI. ET. EX 
DIRUTIS. SCTI. LAVRENTII. CAPELLAE. TVRRISO. AD. MOENVM. MVRIS. 
IN.LVCEM.PROLATA.IN. IPSA. DEINDE. RVDERVM. AREA. AEDIVM. 
SCHOLAE. PVBLICAE. FVNDAMENTA . POSITAE.SVNT. 
Die Inschrift besagt hiernach, dass die in dem kleinen Hallenbau vereinigten 
Denkmäler römischer und karolingischer Zeit im Jahre 1841 aus den Substruktionen 
einer römischen Thermenanlage, sowie aus dem niedergelegten Mauerwerk der St. 
Laurentiuskapelle und des Mainthorthurmes an’s Licht eefördert und dass sodann 
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die Fundamente des Schulgebäudes auf der Abbruchstelle gelegt worden sind, 
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