Full text: Kreis Offenbach (A, [1])

     
  
  
    
   
  
  
  
  
  
   
  
   
   
    
   
    
  
    
   
    
   
   
   
   
   
     
     
  
   
    
   
   
    
    
   
    
   
    
   
     
    
      
  
   
   
      
    
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SELIGENSTADT 197 
gusses in Deutschland.*) Die Johannisglocke ist von zwei, aus gothischen Majuskeln 
bestehenden Inschriften von nicht besonders flüssigem leoninischem Versbau um- 
zogen. Unterhalb der Haubenwölbung steht: 
= ANNO. MILL. VI.NOVIES.Q.DENO. 
MEO. CENTENO.BIS. ALBRAHT. FVDIT. AENO. 
Um die Schweifung läuft oberhalb des Schlagringes die Umschrift: 
„k. OREX. GLORIE . CRYSTE. VENI.CVM. PACE. 
DEVS.HOMO.FACTVS.EST. MARCELLINVS.ET. PETRVS. 
Deutsch: »Im Jahre eintausendsechs und neunmal zehn und zweimal hundert goss 
mich Albraht aus Erz«. »O König der Glorie, Christus, komm mit Frieden. 
Gott ist Mensch geworden. Marcellinus und Petrus.« Wir erfahren sonach aus 
der oberen Umschrift, dass die Glocke von dem Giesser Albraht (Albrecht ?) im 
Jahre 1296 verfertigt wurde. Aus den Schlussworten der Anrufung an der unteren 
Schweifung geht hervor, dass das Werk den hh. Kirchenpatronen Petrus und 
Marcellinus geweiht ist. Die Paternosterglocke gibt über ihre Entstehungszeit 
keinen inschriftlichen Aufschluss. Analogieen der Form und Gusstechnik berech- 
tigen übrigens zu der Annahme eines gleichaltrigen Verhältnisses mit der Johannis- 
glocke. Die Siebenuhrglocke ist auf ihren Wandungen mit Reliefbildern der 
symbolischen Evangelistenzeichen Engel, Löwe, Stier, Adler geschmückt und trägt 
in lateinischen Majuskeln die Inschrift: 
OSANNA. HEYSINNIG. MEYSTER. JOHAN. VON. MENCE. 
DER.GOS.MIG ., 
d. i. Osanna heiss ich, Meister Johann von Mainz goss mich. Die Jahreszahl 
fehlt. Der Charakter der Schrift und der Reliefstyl der Evangelistensymbole dürfte 
jedoch die Entstehung gegen den Schluss des 16. Jahrhunderts wahrscheinlich 
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machen. Die Taufglocke gibt über Meister und Gusszeit hinreichenden Aufschluss 
durch die Majuskel-Reimschrift: 
CONRAD GOBEL ZV FRANKFORT HAT MICH GEMAT 
MET DEN GNADEN GOTES VOLNBRAT ANNO 1557. 
Das Mittelfeld dieser Glocke ist durch seine plastische Ausschmückung beachtens- 
werth. Es zeigt die Medaillon-Bildnisse der Kaiser Nero und Hadrian, ferner 
zwei figurenreiche Reliefdarstellungen, den Verrath des Judas und die Grablegung 
Christi. Die Gruppen sind gut bewegt und mit Geschick in den kleinen Raum 
hineinkomponirt. Die beiden anderen Glocken sind kunstlos und von geringen 
Abmessungen. Die Inschrift der Messglocke lautet: 
ANNO 1728 GOS MICH IOHANNES UND ANDREAS 
SCHNEIDEWIND IN FRANCKFURT. 
Ausserhalb der Basilika, auf dem freien Platze, ehemaligem Kirchhof, steht 
vor dem Portal des nördlichen Seitenschiffes eine grosse Äreugigungsgrußpe aus 
Sandstein, errichtet von Abt Peter IV, im Jahr 1730. In Rücksicht auf den 
Kunstgeschmack der Entstehungszeit, welcher in der Betonung des Affekts sich 
nicht genug thun konnte und oft das Aeusserste wagte, sind die Figuren massvoll 
*) Die Bezeichnung Engelglocke, welche in neueren Publikationen über den Gegenstand beliebt wurde, ist 
willkürlich und unrichtig. 
Skulpturen vor 
den Portalen 
 
	        
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