Full text: Kreis Offenbach (A, [1])

  
Rathhaus-Archiv 
Pfarrhof 
Schulhaus 
Privatgebäude 
KREIS OFFENBACH 
damaligen Rathsherren beziehen, sowie die Buchstaben-Verschlingung ‚ eine 
den Namen der Stadt bezeichnende Siglenart, welche auch in Urkunden und 
Wappenschildern auftritt, wie u. a. in einem Wappen am Steinheimer-Thorthurm 
(s. -S.. 218). 
Das Rathhaus-Archiv ist ziemlich umfangreich. Die älteren und wichtigeren 
Pergament- und Papierurkunden, welche Wersthümer aus den Jahren 1377, 1390, 
1423, 1429 und 1435 enthalten, sind nebst anderen Dokumenten von Bedeutung 
mit einem Repertorium versehen und haben in einem feuerfesten Kassenschrank 
den nöthigen Schutz. Die übrigen Schriftstücke, in Kirchen-, Gemeinde- und 
Hospitalrechnungen bestehend, sind in einem besonderen Saal geboreen und nach 
Jahrgängen mit Aufschriften versehen. Die ältesten Kirchenrechnungen beginnen 
1551, die ältesten Gemeinderechnungen zu Anfang des 16. Jahrhunderts und die 
Hospitalrechnungen 1660. In den Urkundenserien früherer Jahrhunderte bestehen 
grosse Lücken. Der um die Erforschung der Geschichte und Kunst seiner Vater- 
stadt verdiente Gemeinderath Herr Franz Hell ist mit der Ordnung der Archivalien 
fortwährend in uneigennützigster Weise beschäftigt. 
Der Pfarrhof wurde von Abt Peter IV in der ersten Hälfte des 18. lahr- 
hunderts erbaut. Fruchtschnüre in Hochrelief schmücken die Pfeiler am Eingang 
und Stuckornamente die Decken im Inneren. In pfarramtlicher Verwahrung 
befindet sich ein zum Kirchenschatz gehöriges Religuiar mit einer Partikel des 
heiligen Kreuzes. Das Reliquiar ist aus vergoldetem Silber und hat die Gestalt 
eines Kreuzes, dessen Balken nach der älteren Stylweise in Passformen endigen, 
während die übrige Ornamentation in lebhaftem Rococo ausgeführt ist. Eine in 
künstlerischem Betracht geringwerthige Kreuzigung eilt für identisch mit dem Ge- 
mälde gleichen Inhalts, welches im Besitz des Prinzen Georg von Hessen sich 
befand und im Beginn dieses Jahrhunderts gegen ein abteiliches Tafelbild mit 
einer Serie Mainzer Kurfürstenwappen eingetauscht wurde. Die heraldische Dar- 
stellung ist noch jetzt im Schloss zu Gross-Steinheim (s. S. 59) vorhanden, wo 
Prinz Georg in den Jahren 1805 und 1806 residirte. Die Zobobände der mit 
1590 beginnenden Tauf-, Trauungs- und Sterberegister, sowie der »Liber archifra- 
ternitatis eucharisticae ab initio 1680« sind auf den Schweinslederdecken mit gepressten, 
formenschönen Verzierungen im Styl der deutschen Renaissance geschmückt. Im 
»Liber mortis« befindet sich eine von der Hand des Pfarrers und nachmalieen Abtes 
Hyacinth Buchner herrührende Federzeichnung des Schlachtfeldes von Dettingen. 
(27: Juni 7743.) 
Das alte Schulhaus auf dem Freihof, gegenwärtig Real-Progymnasium, erbaut 
1708 in Hausteinmaterial, ist durch seine Ecklisenen und Ho« hwandverkleidung 
in buntem Sandstein von guter Gesammtwirkung. 
Unter den älteren Prrvatgebäuden sind zu nennen: 
Am Markt: die Wohnhäuser Nr. 16 und ı7. Sie bilden unter gemeinsamer 
(siebelbedachunge ein sogenanntes Zwillingshaus. Der Eingang von Nr, 16 zeigt 
gute Renaissancemotive. Die Thürpfeiler sind nischenartig ausgekehlt und mit 
muschelförmigen Ruhesitzen versehen. Bedeutender ist die künstlerische \usstattune 
    
  
   
        
    
    
   
  
  
    
   
   
   
    
   
          
     
     
    
   
    
    
      
   
    
   
   
  
  
   
   
     
   
     
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