Full text: Kreis Offenbach (A, [1])

   
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WEISKIRCHEN 237 
die hinter dem Hauptaltar im Scheitel der Apsis befindliche Lichtöffnung ver- 
mauert und ihr Masswerk zerstört. Die beiden benachbarten Fenster sind schmal 
und im Bogenschluss von einfacher Passbildung. Auf der südlichen Chorseite fällt 
das Tageslicht durch ein breiteres mit Pfostentheilung versehenes Fenster ein, dessen 
Masswerk ebenfalls aus schlichten Passformen besteht. Auf der äusseren Fenster- 
wandung ist die Jahreszahl 1291 (1491) eingemeisselt. 
Das einschiffige Zanghaus hat in Uebereinstimmung mit dem Chor ebenfalls 
eine flache Eindeckung. Die Südwand dieses Bautheils wird durch eine Thür- 
öffnung und zwei schmale mit dürftigem Masswerk versehene Spitzbogenfenster 
unterbrochen. Dem Eingang war ursprünglich eine 1830 abgetragene Halle vor- 
gelegt. Die Nordwand scheint ursprünglich fensterlos gewesen zu sein. Erst das 
vorige Jahrhundert empfand das Bedürfniss einer Beleuchtung an dieser Stelle und 
sorgte für eine runde und eine viereckige Lichtöffnung. Allem Anschein nach 
steht diese bauliche Neuerung im Zusammenhang mit der Einfügung des die ganze 
Westseite und einen Theil der Nordwand des Inneren einnehmenden und das- 
selbe verunstaltenden Emporen- und Orgelbaues, zu welchem von aussen eine un- 
mittelbar neben dem Thurm ansteigende Freitreppe an die Eingangsthüre führt, 
deren Sturz die Jahreszahl 1767 trägt. 
Der /Ahurm der Kirche ist der westlichen Schmalseite des Langhauses vor- 
gebaut. Das Untergeschoss bildet eine kreuzförmig gewölbte Vorhalle, über deren 
schlichtem, bogenlosem Eingang die halbverwitterten Ziffern als die Jahreszahl 1 N N 
(1417) zu lesen sein dürften. Die Richtigkeit dieser Lesart vorausgesetzt und in 
Erwägung, dass die Führung der Sakralarchitekturen des Mittelalters der Regel 
nach in der Richtung von Ost nach West zu geschehen pflegte, so dass der Bau 
mit dem Chorhaupt begonnen und mit der Fassade zu Ende gebracht wurde, wird 
man in der Annahme kaum fehlgehen, dass die Jahreszahl 1417 für die Bezeich- 
nung des Schlusses der Bauzeit zu beanspruchen, die obengenannte Jahreszahl 
1491 dagegen auf einen Umbau des südlichen Chorfensters zu beziehen sei. 
Sowohl die äussere Thüre der Thurmhalle wie die innere in das Langhaus führende 
Thüre besitzen theilweise noch ihr ursprüngliches Beschläge in kräftig stylisirten 
Eisenbändern, untermischt mit neueren Zuthaten aus dem 17. Jahrhundert, insbe- 
sondere an den Thürschlössern. Die Thurmgeschosse scheiden sich durch einfach 
unterschnittene Gesimse. Die Schallöffnungen der oberen Geschosse haben im 
Laufe der letzten Jahrzehnte Veränderungen in zweifelhaften gothischen Formen 
erlitten. An der östlichen Thurmseite zeigt das Masswerk einer älteren Schall- 
öffnung spätgothische Fischblasenmuster. Die Eindeckung des Thurmes wird durch 
zwei sich durchkreuzende Satteldächer bewirkt, so dass die achtseitige Helmspitze 
aus vier Giebeldreiecken emporsteigt. 
Die Sakrzster lehnt sich an die Nordseite des Chores an und ist, abweichend 
von der flachen Eindeckung der Haupträume der Kirche, von einem Kreuzgewölbe 
überspannt, das künstlerisch wie technisch als eine Leistung von äusserster Dürftig- 
keit sich darstellt. Die Möglichkeit vorgothischen Ursprungs der unteren Theile 
   
Langhaus 
Thurm 
Sakristei 
    
   
   
   
      
      
   
   
    
     
       
   
      
    
   
     
   
  
  
   
   
    
       
     
     
    
   
         
     
   
   
   
   
   
    
	        
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