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DIETZENBACH 13
Das fast architekturlose Langhaus bildet in der Plananlage ein Rechteck, dessen
ungegliederte westliche Schmalseite an den Thurm gelehnt ist, während die Mittel-
fläche der an den Ecken gebrochenen Ostseite von dem Hauptportal eingenommen
wird, das im Schlussstein des Sturzes die Jahreszahl 1753 trägt und jeder Orna-
mentirung ermangelt. — Im Sockel der Südwestecke lagert ein Werkstück mit den
eingehauenen Majuskeln EN, welche der Ueberrest einer grösseren Inschrift zu sein
scheinen. — Das flach eingedeckte, von Stichbogenfenstern erhellte Innere ist von
gleicher Schlichtheit wie der Aussenbau. Höchstens die Rococozierformen der
Kanzel können für die überall sonst herrschende Kunstlosigkeit einigermassen
entschädigen. An der inneren Westseite des die Kirche umgebenden, in den
Jahren 1767 und 1803 erweiterten alten Friedhofes stehen einige, künstlerisch
geringwerthige Grabplatten aus dem 17. und 18. Jahrhundert, welche dem An-
denken von Pfarrherren und deren Familien gewidmet sind und wohl aus der
früheren Kirche dahin gebracht worden sein mögen. — Ein auf der Bürger-
meisterei befindlicher Siegelabdruck mit der Inschrift »Siegel der Bürgermeisterei
Dietzenbach« zeigt den h. Martinus, wie er mit dem Schwert seinen Mantel theilt
und dessen eine Hälfte einem vor ihm kauernden Dürftigen überlässt. Das Erscheinen
des Bildnisses des frommen Ritters und heiligen Bischofs als Ortssiegel stellt sein
Patrocinium für die Kirche ausser Zweifel. Das Figürliche wie die Schriftcharaktere
des Siegels deuten auf die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Der Ort war ehedem von einem Wallgraben umschlossen, mit Wehrthürmen
und drei Thorthürmen versehen, von welchen letzteren die Unterpforte und die
Mittelpforte schon gegen Ende des vorigen Jahrhunderts niedergelegt worden sind.
Die Südpforte, auch Jungfernpforte genannt und 1844 abgetragen, war ein vier-
eckiges Gebäude mit einer Wölbung über der Thorfahrt und Wohnräumen in den
oberen Geschossen. Westlich davon erhob sich ein runder mit spitzbogigem Ein-
gang versehener Wehrthurm, der lange als Gefängniss diente und vor einigen
Jahrzehnten ebenfalls der Erde gleich gemacht wurde. Im dreissigjährigen Kriege
sollen die Bewohner ihre beste Habe hinter der Ortsbefestigung in Sicherheit ge-
bracht haben. Name und Umgebung des »Hainborn«, auf der Westseite des
Ortes, deuten auf älteren Ursprung hin.
In der Nähe der mittleren Strasse, bei den sogenannten Speckäckern, stand
eine Kapelle, die mit dem nahen Kloster Patershausen in Verbindung gebracht
wird und an welche noch der Flurname »am Heiligenhaus« erinnert. — Die
Wüstung Zppertshausen, südwestlich von Dietzenbach und wohl zu unterscheiden
von dem gleichnamigen Dorfe im Kreise Dieburg, gilt für identisch mit dem 1378
gemeinsam mit Dietzenbach urkundlich genannten Yppingzshusin. Der Ort kommt
in dem um die Mitte des 15. Jahrhunderts aufgestellten Mainzer Diözesanregister
nicht vor, wird also schon vor dieser Zeit ausgegangen sein. Nur die Flurnamen
Eppertshäuser Feld und FEppertshäuser Brühl erinnern noch an die längst ver-
schwundene Niederlassung.
Spuren einer alten Kunststrasse in der Flur Steinstrassenwiesen gelten als
Ueberreste eines römischen Strassenzuges, der von Obernburg am Main gen Frank-
furt sich erstreckte und noch heute an mehreren Stellen steinerne Strasse und
Ortsbefestigung.
Wüstungen.
Strassen und
Landwehren