Full text: Kreis Offenbach (A, [1])

   
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Pfarrkirche 
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das einzige christliche Kultusgebäude der Stadt. Sie wurde im Jahre 1716 inmitten 
1669 abgebrannten, aller Wahrscheinlichkeit nach 
gothischen Gotteshauses errichtet, welches f 
der Burg an der Stelle des 
rüher unzweifelhaft als Schlosskapelle 
gedient hatte. Von diesem verschwundenen älteren Gebäude mögen die beiden 
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oktogonalen Säulenplinthen oder Pfeilersockel herrühren, welche vor einiger Zeit 
im 'Trümmerschutt der Burg gefunden und neuerlich, nebst einem Werkstück von 
unverstandener attisirender Gliederung, im Palasraum aufgestellt worden sind. 
Welchem Schutzheiligen die alte Kirche gewidmet war, ist noch unerforscht; nur 
soviel ist festgestellt, dass sie zwei Altäre besass, einen St. Katharinen-Altar und 
einen St. Maria-Magdalena- Altar, welche 1370 und 1459 urkundlich erwähnt 
werden. — Die jetzige Kirche, an deren Westseite die Spuren der ehemaligen 
Umfriedigung des Begräbnissplatzes wahrnehmbar sind, ist ein schlichtes, in recht- 
eckigem Grundplan angelegtes Gebäude von geringen Abmessungen. Aus der 
Walmbedachung steigt ein vom Quadrat in’s Achteck übergehendes Thürmchen, 
sogenannter Dachreiter auf, dessen kuppelförmiger Abschluss von einem schmiede- 
eisernen Kreuz in leidlichen Formen bekrönt ist. Ueber dem Thürsturz des pila- 
strirten Einganges erhebt sich ein auf geschwungenen Konsolen ruhender, gebrochener, 
d. h. im Scheitel offener Portalgiebel.e In seinem Dreieckfelde erscheint das 
Wappen des Hauses Isenburg mit der Jahreszahl 1713 und in der Mitte des Thür- 
sturzes das Wappen der Stadt Hain, eine Eiche mit drei Eicheln. Unterhalb des 
Grafenwappens stehen die Worte: 
SOLI ’DEO: GLORIA: 
Auf dem Fries zwischen Thürsturz und Giebel sind folgende Widmungs- 
inschriften und Chronostichen eingehauen: 
Eteostichorum biga, cujus alterum templi hujus desolationis, alterum 
vero reparationis annum exhibet. Desolatum a0. MDCLX (I?)X. 
QVI saCer et saCrVM saCrantla soLa serenat, 
HICqVe et non absre perlre faClIt. Reparatum ao MDCCVI. 
HoC laM perpessIs frVstrantla sarta prlorls, 
Ne flant posthaC: o DeVs, esto beans. 
Die Kirchenfenster, zweitheilig mit herzförmiger Durchbrechung im Bogen- 
schluss, sprechen für den guten Willen, gleichzeitig aber auch für die gänzliche 
Unfähigkeit ihres Werkmeisters mit gothisirender Stab- und Masswerkornamentation 
sich abzufinden, deren Stylformen ihm nur unklar vorschwebten. Der mit einer 
dürftigen Flachdecke versehene Innenbau ist in architektonischem Betracht öde 
bis zur Kahlheit. Selbst die Zierformen der Schnitzereien am Altar und an der 
Kanzel, auf deren Schalldeckel eine heftig bewegte Statue des Apostels Petrus mit 
Binde- und Löseschlüssel von gewaltigen Formen steht, bieten einen nur beschei- 
denen Ersatz für die sonstige Abwesenheit alles Künstlerischen. Diese theils mit 
dem Meissel, theils mit der Laubsäge gearbeiteten Leistungen der Holzplastik des 
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