Full text: Kreis Offenbach (A, [1])

   
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Als 
GROSS-STEINHEIM 
eine dem Kirchenschatz' pietätvoll zugewandte Erinnerung an einen geschlossenen 
Ehebund wird die holzgeschnitzte, runde Kleinodienbüchse zu betrachten sein, welche 
jetzt als Hostienkapsa dient und deren konvexe Deckelfläche mit geschmackvollen 
Arabesken geziert ist. Die klassicirenden Grundzüge der Ornamentation sind von 
guter Stylisirung und weisen auf den Schluss des 17. Jahrhunderts hin, In Ueber- 
einstimmung mit der Geschmacksrichtung dieser Zeit für das Allegorische und Sym- 
bolische erscheint in der Mitte der Verzierung ein Taubenpaar über zwei aneinander 
gelehnten pfeildurchbohrten Herzen. Am oberen Rande der Kapsa steht die In- 
schrift: L’AMOUR UNY POUR JAMAIS. An der Westwand der Sakristei 
hängt ein Krucifix, holzplastisches Mittelgut aus der Zeit des Ueberganges vom 
15. in’s 16. Jahrhundert. An der Sakristeithüre und an zwei Wandschränken 
haben sich derbe alte Eisenbeschläge erhalten. 
Von den drei im Kirchthurm befindlichen Glocken ist die älteste im Jahre 
1466 gegossen und trägt folgende Inschrift in gothischen Minuskeln: 
Maria gatex celle 
Dat in Hut 
Was ich wüherichelle, 
Anno . bi. M° CCCC? LXVI. 
Die grosse, der h. Jungfrau Maria und dem h. Johannes dem Täufer 
geweihte Glocke hat zwei Umschriften. Am Mittelfeld der Glockenwandung steht: 
IN HONOREM SACRO SANCTAE ET INDIVIDVAE TRINITATIS 
BEATAE MARIAE VIRGINIS ET SANCTI IOANIS BAPTISTAE. Am Schlag- 
rand ziehen in Uebereinstimmung mit der Legende der gothischen Glocke die Worte 
hin: MARIA GOTTES CELLE, HALT IN HVT, WAS ICH VMSCHELLE. 1656. 
Die dritte und jüngste Glocke trägt den Giesserreim: 
IOHAN PETER BACH IN WINDECKEN GOS MICH 
IN GOTES NAHMEN FLOS ICH, 
mit dem Zusatz: VOR DIE STAT GROS STEINHEIM. 1750. 
Ein kleineres Werk ist das »Beichtglöckchen« im Dachreiterthürmchen über 
dem Chorbau. 
Die Martenkapelle vor dem Eingang des neuen Friedhofes ist ein im vorigen 
Jahrhundert zur Erinnerung an die Befreiung von den Drangsalen der Pest 
errichtetes architekturloses Gebäude. In der Altarnische steht ein Vesperbild, 
sogenannte Pietas, aus der Zeit des Niederganges der gothischen Plastik. Christus 
mit dem Ausdruck der Ergebung in den todesstarren Zügen ruht im Schooss seiner 
schmerzgebeugten Mutter, deren Gestalt ein weiter Mantel umhüllt. Die Gruppe 
soll aus der Marienkirche zu Hanau stammen und in der Reformationszeit an ihren 
Jetzigen Standort gelangt sein. An den Kapellenwänden stehen zehn Heiligenstatuetten aus 
verschiedenen Stadien der späteren Renaissance; sie sind ohne besonderen Kunstwerth. 
Auf dem Hainberg, im Süden der Stadt, steht an der Landstrasse ein Stein- 
kreuz mit einem Krucifixus, eine befriedigende Leistung aus der Mitte des vorigen 
Jahrhunderts. Das Postament trägt die Inschrift: 
SCULPTILE NEC LAPIDEM, SED QOUID DESIGNAT ADORA, EN TIBI 
DECALEGON QUID JUBET ET PROHIBET. NICHT DEN STEIN NOCH 
  
   
  
  
  
   
  
  
   
  
  
  
  
  
  
   
   
   
  
  
  
  
    
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
   
    
  
    
  
   
  
    
    
  
   
  
    
       
      
    
     
    
   
   
   
      
   
    
  
   
   
  
   
  
   
    
  
    
   
  
Glocken 
Kapelle 
Wegkreuz und 
Bildstöcke 
    
	        
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