Full text: Kreis Offenbach (A, [1])

    
  
   
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
  
   
  
   
  
  
  
  
  
   
   
  
   
    
    
   
    
    
    
   
   
   
    
  
    
   
   
  
KREIS OFFENBACH 
  
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im Privatbesitz. Am Schlussstein des im Stichbogen gewölbten Einganges ist ein 
Lamm mit der Siegesfahne in Relief gemeisselt und die Jahreszahl 1739 daneben. 
Ueber der von Arabesken eingefassten Inschrift amore et candore stehen die Initialen 
P.S. K. P. S., die ohne Zweifel als Pater Sebastianus Kray Parochus Steinheimiensis 
zu interpretiren sind, da Pfarrer Kray in den Jahren 1738— 1741 das Gebäude 
aus eigenen Mitteln erneuern liess, domum parochialem antea speluncam suis 
sumptibus in commodiorem redigit formam, wie es in einer zeitgenössischen Aufzeich- 
nung heisst. — Ein benachbarter alter Fachwerkbau, mit hübschem Thürklopfer am 
gothischen Eingang, lehnt sich unmittelbar an die städtische Beringung, deren 
Mauerzug an dieser Stelle schon vor längerer Zeit niedergelegt wurde, um der 
Erweiterung der Stadt Raum zu schaffen und den freien Platz ım Westen der 
Pfarrkirche zu gewinnen. Das vormalige kurfürstliche Hofbräuhaus, welches heute 
noch im Dienst des Gambrinus steht und ebenfalls dicht bei der Stadtbefestigung 
gelegen ist, zeigt am Thorbogen die Jahreszahl 1521 und am Gebäude selbst einen 
von Pälmetten umrankten Denkstein von 1609. Von den beiden in die Hochwände 
eingelassenen Wappen deutet das eine auf den Kurfürsten Georg Friedrich von 
Greifenklau, 1626--1620, das andere auf den Kurfürsten Anselm Franz von 
) 
Ingelheim, 1679 — 10695. Auch die Zehntscheuer, ein gediegener Werksteinbau 
mit spitzbogiger Pforte, lehnt sich dicht an die Stadtmauer. Der Hof der Familie 
von Hutten, ehedem ein Muster zierlichen Erker- und Fachwerkbaues, hat durch 
den vor einigen Jahren erfolgten Besitzwechsel und die Einrichtung zu einer Tabaks- 
fabrik seinen ursprünglichen Renaissance-Charakter fast ganz verloren. Das Ober- 
geschoss ist einem modernen styllosen Backsteinbau zum Opfer gefallen. Auch der 
schmuckreiche Erker an der Nordostecke des Gebäudes hat schweren Schaden 
erlitten. Nur die stützende Säule mit erhöhtem Untersatz, viereckiger Plinthe, rundem 
Stamm und toskanischem Kapitäl, sowie ein Theil der darüber anhebenden Pila- 
strirung mit sechsseitig vorkragendem Sims, reichen Zahnschnitt- und Eierstabbildungen 
sind als schwache Reste des ehemaligen Formenreichthums übrig geblieben. Auch 
die Madonnenstatue ist verschwunden, welche die Thorfahrt mit den geschwungenen 
Giebeln zierte. Im Hof ist die Bekrönung des Stiegenthürmchens abgetragen, an 
dessen Eingang ein Thürklopfer und ein Thürschloss, welches einen bewaffneten 
Wächter darstellt, als hübsche Leistungen der Renaissance-Schmiedekunst sich erhalten 
haben. Ueberall sonst feiert die moderne Industrie in wenig künstlerischer Weise 
ihren Sieg über das alte Patrizierthum im Huttenhof. Geeenüber trägt ein Privat- 
haus auf einem Denkstein neben der rundbogigen Eingangspforte die Inschrift: 
Ulrich Bender Dircerrreit. Die Lettern sind eothische Minuskeln, ein Zeichen, 
dass um 1532, als ringsum in mittelrheinischen Landen die Renaissance schon 
reiche Blüthen trieb, die Schriftcharaktere des Mittelalters noch immer in Uebung 
standen. --— Am Hause Nr. 46 in der Neuthorstrasse zeigt ein 'T'horbogen die 
Jahreszahl 1574 und ein bürgerliches Allianzwappen mit Eichenkeim und Rind im 
Schild. Eine ähnliche Hausmarke trägt die gegenüberliegende Thorfahrt. In 
der nämlichen Strasse, am Hause Nr. 531, zeigt ein Bogenthor das Wappen der 
Familie von Reuss und die Jahreszahl 1590. Der Heiligenschrein an der Hausfronte 
birgt ein gothisches Vesperbild, Maria mit dem Leichnam Christi auf dem Schoos, 
  
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