Full text: Kreis Erbach (A, [2])

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
     
ien. 
KREIS ERBACH 
EINLEITUNG 
ER Kreis Erbach umfasst den östlichen Theil des Hessischen Oden- 
waldes, ein Bergland, welches von dem Längenthal der Mümling durch- 
schnitten wird und dessen Wechsel von waldigen Höhen und fruchtbaren 
  
Thälern schon in grauer Vorzeit zur Ansiedelung einlud. Grabstätten 
-— der Mehrzahl nach aus Erde aufgeworfene Hügel, mitunter aber auch. von 
kreisförmiger, mörtelloser Steinstruktur — enthalten Thongefässe von urthümlichster 
Gestalt und Technik als Merkmale des Daseins einer Urbevölkerung, die der Roheit 
wilder Stämme bereits entwachsen war. 
Den Vorstufen einer werdenden Bildung der Eingeborenen folgte wie mit 
einem Schlage eine mit Lebensäusserungen der bildenden Kunst auftretende fertige 
Kultur von der Zeit an, wo die Römer erobernd in die Odenwaldzone einbrachen 
und die Mümlinggegend dem Dekumatenland als Grenzgebiet gegen Germanien 
angliederten. Dass den römischen Gewalthabern der dauernde Besitz dieser Land- 
schaft, welche sie bis gegen Ende des dritten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung 
zu behaupten wussten, von grossem Werthe war, bezeugt nicht nur die von ihnen 
angelegte Reichs- und Grenzwehr, der Zrmes Impert Romanı, welcher das nahe 
Mainthal durchzieht, sondern auch der unter dem Namen Mümlinglinie bekannte, 
minder ausgedehnte zweite Wehrzug, welcher diesseits des Limes im östlichen 
Waldgebirge des Kreises Erbach von Süd gegen Nord zwischen den Dörfern 
Hesselbach und Lützelbach sich hinstreckt, und von dessen Anlage und tektonischer 
Beschaffenheit zahlreiche Trümmerstätten von Kastellen, Wacht- und Signalthürmen 
Kunde geben. In den unmittelbar hinter der Mümlinglinie befindlichen Gebiets- 
theilen, auf welche unsere Erhebungen sich erstrecken, waren damals militärische 
und bürgerliche Niederlassungen entstanden, von denen mehrere ebenfalls noch in 
Ruinen vorhanden sind, die nach Ausweis baulicher, plastischer und kunstgewerb- 
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