Full text: Kreis Erbach (A, [2])

   
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KREIS ERBACH 
licher Funde darthun, dass: die nach Weltherrschaft strebenden italischen Eroberer 
auch ihre Kunst in dieses Gebirgsland verpflanzt hatten. 
Es ist begreiflich, wenn die auf die Römerherrschaft folgende Zeit der allge- 
meinen Völkerlluth für die bildende Kunst, wie anderwärts so auch im Odenwald, 
ungünstig verlief. Aber auch die Epoche der Merowinger scheint in diesem Be- 
tracht spurlos vorübergegangen zu sein. Erst in der Karolingerära tritt die christ- 
liche Kunst an den Ufern der Mümling mit einer hervorragenden Schöpfung auf 
den Plan. Die Einhard-Basilika zu Steinbach ist es, welche hier zukunftverheissend 
die Entwickelung der Sakralarchitektur für den ganzen Odenwald und weit darüber 
hinaus einleitet. Dieses in seinem Kerne wohlerhaltene Bauwerk zeigt, dass die 
karolingische Architektur für ihre dem Langhaussystem folgenden Gotteshäuser in 
gleich strenger Weise dem frühchristlich-römischen Basilikalgrundgesetz "folgte, wie 
sie in ihren Centralbauten dem byzantinischen Vorbild nachstrebte. 
Von Hervorbringungen des romanischen Kunstkreises sind, abgesehen von 
Anbauten der Steinbacher Basilika und den Bergfrieden zu Erbach und auf dem 
3reuberg, keine in dieser flüchtig einleitenden Umschau nennenswerthen Denk- 
mäler auf die Nachwelt gekommen, und auch aus dem Frühstadium der Gothik 
ist Erhebliches nicht mehr vorhanden. Dagegen ist die Spätgothik in sakralbau- 
licher Hinsicht durch die Pfarrkirche zu Michelstadt gut vertreten, ferner durch 
den Chor der ehemaligen Wallfahrtskirche zu Schöllenbach und das Klosterportal 
zu Höchst, während im Bereich des Profanbaues die Burgen Breuberg, Fürstenau, 
Freienstein und Reichenberg für die Wehrarchitektur Bedeutendes aufzuweisen 
haben. Im gothischen Kunstkreis gebührt auch der Plastik eine ehrenvolle Stelle, 
einerseits der Steinplastik, welche im 13., 14. und 15. Jahrhundert eine ganze 
Reihe trefflicher Grabmäler des Hauses Erbach schuf, anderseits der Holzplastik, 
die in dem grossartigen spätestgothischen Schöllenbacher Flügelaltar, jetzt zu Erbach, 
durch Kraft und Fülle der Gedanken wie durch Rhythmus der Komposition und 
meisterhafte Technik dem Besten dieser Art ebenbürtig an die Seite tritt. 
Gleichwie die Dynasten des Hauses Erbach die Kunst im Mittelalter gepflegt, 
so geschah dies auch beim Heranbrechen der Neuzeit durch ihre Gräflichen Nach- 
folger, welche mit den Grafen von Wertheim in den Ruhm sich theilen, der 
Kunst der Renaissance würdige architektonische Aufgaben gestellt zu haben, die 
in den Palatial- und Festungsbauten des Schlosses Breuberg gipfeln. Der Plastik 
aber fiel um die gleiche Zeit die dankbare Rolle zu, der Verherrlichung dieser 
Dynastengeschlechter, der Grafen von Erbach imsbesondere, glänzende Mausoleen 
zu errichten, wovon die Grabmäler in der Kirche zu Michelstadt rühmlich Zeugniss 
geben. Und noch am Schluss des vorigen Jahrhunderts geschah Hochbedeutendes 
für die bildende Kunst durch die Gründung der berühmten Erbacher Sammlungen, 
welche seitdem in stetem Wachsthum erfreulich fortgeschritten sind und die ge- 
schichtliche Entwickelung namhafter Kunstzweige in vortrefflicher Weise zur An- 
schauung bringen. Den hier vereinigten Schätzen antiker Plastik und Keramik 
sowie mittelaltriger Waffenschmiedekunst — um nur diese Zweige zu nennen — 
hat kein Museum im Umfang der Mittelrheinzone etwas Aehnliches gegenüber zu 
stellen. Wir bemerken ausdrücklich, dass das, was wir davon den Lesern durch 
  
  
  
  
   
   
   
    
   
     
  
  
  
  
  
   
    
   
   
   
    
     
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
  
   
   
  
	        
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