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| Elfenbeinwerke
als Symbol der Demuth umgürtet und wallt in ruhigem Wurf zu den Füssen
90 KREIS ERBACH
koloristische Durchführung.
Als späte Ausläufer des Augsburger Zweiges der
schwäbischen Malerschule des 16. Jahrhunderts sind die Schilderungen der Oelberg-
scene, Geisselung und Kreuztragung mit architektonischen Hintergründen anzusehen,
welche ursprünglich Bestandtheile eines Passıonscyklus waren und nun zu einem
dreitheiligen Flügelaltar vereinigt sind. Die Tafeln erheben sich nicht über Mittel-
allein sie sind für die lange Dauer typischer Ueberlieferungen der älteren
Schulstadien bezeichnend,
gut;
wie beispielsweise für das unentwegte Festhalten an dem
Grundsatz, wonach das Böse auch das Hässliche sei, und dessen Anhänger in den
Gestalten der Schergen und Peiniger selbst vor Uebertreibungen nicht zurück-
und. bis zum Ein weniger durch
besondere Auffassung beachtenswerthes ,
schreckten Geschmacklosen sich
künstlerischen Werth als durch
verirrten.
auf einer
mit Leinwand überzogenen Holztafel in Leimfarben ausgeführtes Marisnkckl von
zweidrittel Lebensgrösse zeigt die Jungfrau in einem mit goldenen Aehren über-
säeten lichtblauen Gewande. Das jugendliche Haupt ist vom Nimbus umstrahlt ;
das Haar wallt in langen Flechten herab. Die Haltung der. Arme und das Motiv
der erhobenen Hände mit ausgestrecktem Mittel- und Zeigefinger hat etwas Un-
gelenkes, Gespreiztes. Zu Füssen der Madonna kniet verehrend ein Ordensmann
in Chorkleidung; neben ihm enthält ein Spruchband die Minuskel M in mehrfacher
Wiederholung als abgekürzte Anrufung des Namens Mariä. An den Seiten des
Vordergrundes Vögel
Den Hintergrund füllt goldenes Flächenornament mit
trefflich stilisirten Rankenverschlingungen ,
spriessen Nelken und Lilien
aus gemusterten Vasen und
schreiten pickend umher.
worin dem-in der Dekorativkunst des
Mittelalters beliebten Graratapfel die Hauptrolle zugetheilt ist. Das Gemälde
stammt wohl aus dem Salzkammergut, wo die Auffassung der Madonna als heran-
blühende Jungfrau, ohne Christkind,
Gewande volksthümlich ist;
einem Seitenaltar der St.
Martyrer,
in blauem mit goldenen Aehren bestreutem
ein besonderes schönes Exemplar befindet sich an
Peter-Stiftskirche zu Salzburg. St. Sebastianus
fast lebensgross mit Nimbus um’s Haupt, gefesselten Händen, den
tödtlichen Pfeil in der Brust, ist eine lobenswerthe, in breiter Manier und blühen-
der Karnation vorgetragene Studie mit allen Anzeichen des italiänischen Eklekti-
cismus im Beginn des ı7. Jahrhunderts , unter bologneser Ein-
wirkung. — Ein kleines Bildniss auf Kupfer zeigt den Kurfürsten Maximilian I
von Bayern in jugendlichem Alter und ist augenscheinlich das Werk eines nieder-
ländischen Künstlers aus dem Schluss des 16. Jahrhunderts.
Im Besitz der 1843 erbauten katholischen Pfarrkirche befinden sich zwei
erwähnenswerthe Elfenbeinwerke: eine ‚SZafuette des h. Antonius von Padua,
die im Pfarrhof aufbewahrt wird (Fig. 55), und eine Kreuzigungsgrußße, welche
das Tabernakel des
als
insbesondere
Hochaltares der Kirche schmückt.
Die Antöniusstatuette,
12 zeigt den frommen Ordensmann in der Auffassung,
cm hoch, einer
das Jesuskind auf dem rechten Arm und in der linken Hand das
Evangelienbuch trägt. Der göttliche Knabe lehnt sich an die Schulter des Santo
und schaut holdseligen Blickes zu ihm empor. Nach der Ordensregel erscheint der
Heilige baarhäuptig mit voller Tonsur.
wie er,
Vision gemäss,
Das Mönchsgewand ist von einem Strick