Full text: Kreis Erbach (A, [2])

    
  
    
    
   
   
    
  
  
  
   
    
  
  
  
  
  
  
   
     
   
   
   
  
   
  
    
  
     
       
  
   
  
  
  
  
  
  
KREIS ERBACH 
Verbindungs- Dieser Prachtbogen (Fig. 72) ist in allen seinen Theilen ein ebenso kühnes 
n wie zierliches Werk der Renaissance. Seine Erbauung unter Graf Georg II wird 
durch das am Scheitel prangende, von lebendigem Arabeskengewinde umkränzte 
und von Büffelhörnern überragte Allianzwappen des Grafen und seiner Gemahlin 
Dorothea, geb. Gräfin von Reuss-Plauen, sowie durch die darunter eingemeisselte 
Jahrzahl 1588 nebst der Abbreviatur G. G. Z.E. H. Z. B. (Graf Georg zu Erbach 
Herr zu Breuberg) beurkundet. Der Bogen steigt bis zu den Obergeschossen der 
Flügelgebäude in einer Höhe von 12,75 m hinan; seine Mauerstärke beträgt 2 m, 
die Spannweite 14,6 m. — Nach der Schauseite hin wird der originelle Bautheil 
über einem kräftigen Kranzgesims durch eine Balustrade abgeschlossen, auf deren 
Brüstung zwei nahezu lebensgrosse beschwingte und Posaunen tragende Genien- 
statuen mit flatternder Gewandung stehen. Die Ornamente in den Balustraden- 
feldern erinnern an den um die Wende des 16. und 17. Jahrhunderts beliebten 
sogen. Metallstil. Hinter dem Altan befindet sich in luftiger Höhe eine Wandel- 
bahn, die von den Obergeschossen der beiden Schlossflügel aus zugänglich ist, ein 
‚Zeichen, dass der grandiose Bogenbau nicht der einseitige Ausdruck phantastischer 
Laune war, wie Manche vermeinen, sondern thatsächlich als praktisches Kommuni- 
kationsmittel diente, mag immerhin das Werk seinem innersten Wesen nach den 
Eindruck einer prächtigen Dekoration machen. 
Erker und Portal Die hinter dem Prachtbogen hochanstrebende Westfront im Hof des alten 
Schlosses und die Fronten der beiden Flügelgebäude haben in den Stadien der 
verklingenden Spätgothik und der beginnenden Renaissance mannigfache Ver- 
änderungen erfahren, die grossentheils unter dem Grafen Eberhard I zur 
Ausführung gekommen sind. Den Gesetzen der Spätgothik entspricht am Miitel- 
bau (Fig. 73) ein auf drei wuchtigen Konsolen ruhender ge- . = 
räumiger Erker mit vier Lichtöffnungen, überhöhter Anordnung iz 8 
des mittleren Fensterpaares und der am Sturz befindlichen Jahres- 
zahl 1528 in beifolgender Form; an einem Fensterpfosten steht I 
das mitabgebildete Steinmetzzeichen. — Das gleiche Stilverhältniss 
bekundet ein kleinerer, der Giebelfront des nördlichen Flügel- 
baues eingefügter Erker mit einem auf Graf Eberhard deutenden Allianzwappen 
von Erbach und Wertheim aus dem Beginn des 16. Jahrhunderts. Auch die 
Fenstergewände am Erdgeschoss dieses Gebäudetheiles zeigen 
in ihrer Gliederung unverkennbare Motive der spätestgothischen a S 2 % 8 
Formensprache und tragen die von einem Steinmetzzeichen 
begleitete Jahrzahl 1528 in nebenstehender Anordnung. —- Y 
Am Portal des daran stossenden Stiegenthurmes ist dagegen jede 1 N 
Erinnerung an die ältere Stilweise gewichen und der Beschauer 
steht einem Denkmal der Renaissance von 1596, also wiederum aus der Zeit Graf 
Georg II gegenüber. Drei Stufen führen zum rundbogigen Eingang. An den Seiten 
wächst aus rechteckigen Postamenten ein Säulenpaar empor, dessen kannelirte verjüngte 
Stämme jonische Kapitäle tragen. In der Gliederung des darüber lagernden 
Architravs treten Perlstäbe als Schmucktheile auf und eine kräftige Karniesbildung 
deckt die Horizontale nach oben ab. Der Giebel ist geradlinig gebrochen; ein 
  
  
  
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