KREIS ERBACH
X GUTTERSBÄCH
FARRDORF, nordwestlich von Beerfelden, südwestlich von Erbach ge- N
legen, erscheint im 13. Jahrhundert als Pfarrei Gundersbach (1290),
vom 14. bis 16. Jahrhundert als Guderspach und Gudersbach, eine
Bezeichnung, die mit dem Personennamen Guodehar, Guother,
Guther in Verbindung gebracht wird.
Kirche Die evangelische P/arrkirche erhebt sich auf einer leichten Bodenerhöhung, |
zu welcher mehrere Stufen hinanführen; sie ist orientirt, d. h. mit dem Chorhaupt |
gen Ost gerichtet. Die Stilformen der wichtigeren Bautheile deuten auf den Schluss
des 15. Jahrhunderts und erhalten eine epigraphische Bestätigung dieses Zeitver- |
hältnisses durch die im Innenbau über dem Chorbogen angebrachte Jahreszahl |
12830 (1480). Das Gebäude macht weder technisch noch künstlerisch hohe
Ansprüche und ist in der äusseren Erscheinung, im Ganzen genommen, nur durch
sein Alter ehrwürdig.
Plananlage Der Grundriss bildet ein Rechteck, welchem nördlich die Sakristei, im Westen
Thurm
" der Zhurm vorliegt. Letzterer steigt in fünf Geschossen empor, von denen die
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unteren durch gothisch gegliederte Simszüge von einander geschieden sind, das
Simswerk des Obergeschosses hingegen in seiner karniesförmigen Gliederung auf
die Spätrenaissance hinweist und möglicher Weise der Erneuerung angehört, von
| welcher folgende Nachricht erhalten ist: »_\n anno 1725 ift die Haupt:Reparatur
der Kirche inı Kamen des Herem vorgenommen worden«.*) Ueber dem Kranz-
gesims steigt ein Schieferhelm an, worauf ein Knopf mit schmiedeisernem Kreuz
| die Bekrönung abschliesst. — Die Kirche hat drei Eingänge. Der Haupteingang,
ein schlichtes Spitzbogenportal, befindet sich an der Westseite des Thurmes, dessen
Untergeschoss mit einem rippenlosen Kreuzgewölbe versehen ist und als Vorhalle |
Di dient, aus welcher ein dem Portalbogen analog gebildeter. Durchgang in das vier |
al ne und Stufen tiefer gelegene Zanghaus führt. Von den beiden anderen, südlich gelegenen,
mit derben Rundstäben und tiefen Hohlkehlen umsäumten kleineren Portalen schliesst
ie das eine spitzbogig, das andere zeigt die vom spätgothischen Stil vielfach wieder-
u aufgenommene Rundbogenform. Vier Spitzbogenfenster, aussen und innen gelaibt,
durchbrechen die ungewöhnlich starken, meterdicken Hochwände. — Während das
Langhaus von einer flachen Holzdecke überspannt ist, deren Felderornamentation
ri
4 auf die erste Hälfte des vorigen Jahrhunderts hindeutet, bietet die Eindeckung des
Ä durch einen schlichten Triumphbogen vom Langhaus geschiedenen vierseitigen
Chores das Beispiel eines mauerfesten gothischen Sterngewölbes, dessen Rippen
aus den Chorwinkeln ohne Konsolenvermittelung frei aufsteigen und durch Hohl-
kehlen und Plattstäbe gegliedert sind. Am mittleren Schneidepunkt des Rippen-
*) Vergl. Luck, S. 136.