Full text: Kreis Erbach (A, [2])

  
GÜTTERSBACH 
werkes prangt das dreigestirnte Wappen des Hauses Erbach; die Wappenschilde 
an den übrigen Durchkreuzungen der Gewölberippen zeigen leere Felder. Das 
geradlinig schliessende Chorhaupt wird durch zwei Lichtöffnungen erhellt. Das 
grössere Fenster ist dreitheilig und stimmt in seiner Gliederung mit den Einzel- 
formen der Wölbung überein; die Fensterpfosten streben ohne vermittelndes Mass- 
werk zum Bogenschluss hinan. Der Chor hat auch äusserlich sein altes Aussehen 
bewahrt, insofern über die Bedachung ein schlankes Dachreiterthürmchen in ursprüng- 
licher Beschaffenheit sich erhebt. — Die Aa@nzel stammt aus dem Beginn des 
18. Jahrhunderts und verräth in den Einzelformen das Schwerfällige des damaligen 
Barockstiles. Die Kanzelbrüstung verläuft in einen Abschluss mit volutenartigen 
Bildungen. Den Baldachin umziehen weit ausladende Simsverkröpfungen mit 
schwülstigen Arabeskenzügen; darüber erscheint die Taube als Symbol der dritten 
Person der Trinität. 
Die Sakrıster lehnt sich an die Nordseite des Chores und steht mit diesem 
Bautheil durch eine schmale Spitzbogenthür in Verbindung. Der bescheidene 
Raum hat als Eindeckung ein Rautehgewölbe, das konsolenlos ansetzt und in leicht 
gekehltes Rippenwerk übergeht. Ein kleines Krucifix an der Seitenwand ist mittel- 
mässige Holzschnitzarbeit des 17. Jahrhunderts. Das gekuppelte Fenster im Osten 
enthält zahlreiche Aragmente von Glasmalereien verschiedener Stilepochen und 
ist ein Geschenk der Grafen von Erbach. Ueberreste von Glasgemälden des 
Mittelalters und der Renaissance mit Darstellungen religiösen wie profanen Inhalts 
wechseln bunt. durcheinander in farbenreicher kaleidoskopischer Wirkung. Gothischen 
Ursprungs ist u. a. das von Eichenlaub umrahmte Haupt des Heilandes und das 
Antlitz der Muttergottes. Daneben erscheint die Renaissancefigur einer Fides mit 
dem Namen des Stifters »®eorg Schmid der Seit, Schulteis zu Stein.«e Unter der 
Ortsbezeichnung dürfte Stein a. Rhein zu verstehen und die Scheibe nach allen 
Analogieen des Stiles und der Technik als ein Erzeugniss der im Beginn des 
16. Jahrhunderts in hoher Blüthe gestandenen schweizerischen Glasmalerei zu 
erklären sein. Den gleichen Ursprung verräth eine Gruppe von Landsknechten mit 
der Beischrift »ANleldior Mlaurer«, sowie das Fragment einer Geisselung, worin 
das Grau in Grau gemalte Haupt des Erlösers von besonderer Schönheit ist. Sehr 
lebendig sind verschiedene Fabelthiere, eine Hasenjagd und andere Grisaillen der 
Renaissance, während die Figur eines Bannerträgers und ein zweiköpfiger deutscher 
Reichsadler, schwarz auf gelbem Grund, der Spätgothik angehören. 
Unter den Zfurgıschen Gefässen verdient ein silbervergoldeter Messkelch 
aus spätest-gothischer Zeit Erwähnung. Der runde Fuss und der kräftig aus- 
kragende Knauf sind mit gut stilisirtem Masswerk und Rosetten verziert. Ueber 
dem Nodus stehen in lateinischen Majuskeln die Namen JESVS und MARIA. 
Die Cuppa weicht von der gothisirenden Formgebung ab und nähert sich dem 
geschwungenen Linienzug der beginnenden Renaissance. 
Von den drei Glocken im Hauptthurm trägt die Apostelglocke die Namen 
der vier Evangelisten: *F matthaus 7 marcus + luras + joannes, in gothischen 
Minuskeln. Auf der Angelusglocke stehen in gleichen Buchstaben die Anfangs- 
worte des englischen Grusses: + Aue maria +. Ueber die dritte Glocke, deren 
Kanzel 
Sakristei 
Glasgemälde 
Altargefässe 
    
  
  
   
   
   
   
      
     
      
     
    
  
  
     
   
     
   
   
    
   
    
    
   
     
     
  
  
    
    
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