GÜTTERSBACH
werkes prangt das dreigestirnte Wappen des Hauses Erbach; die Wappenschilde
an den übrigen Durchkreuzungen der Gewölberippen zeigen leere Felder. Das
geradlinig schliessende Chorhaupt wird durch zwei Lichtöffnungen erhellt. Das
grössere Fenster ist dreitheilig und stimmt in seiner Gliederung mit den Einzel-
formen der Wölbung überein; die Fensterpfosten streben ohne vermittelndes Mass-
werk zum Bogenschluss hinan. Der Chor hat auch äusserlich sein altes Aussehen
bewahrt, insofern über die Bedachung ein schlankes Dachreiterthürmchen in ursprüng-
licher Beschaffenheit sich erhebt. — Die Aa@nzel stammt aus dem Beginn des
18. Jahrhunderts und verräth in den Einzelformen das Schwerfällige des damaligen
Barockstiles. Die Kanzelbrüstung verläuft in einen Abschluss mit volutenartigen
Bildungen. Den Baldachin umziehen weit ausladende Simsverkröpfungen mit
schwülstigen Arabeskenzügen; darüber erscheint die Taube als Symbol der dritten
Person der Trinität.
Die Sakrıster lehnt sich an die Nordseite des Chores und steht mit diesem
Bautheil durch eine schmale Spitzbogenthür in Verbindung. Der bescheidene
Raum hat als Eindeckung ein Rautehgewölbe, das konsolenlos ansetzt und in leicht
gekehltes Rippenwerk übergeht. Ein kleines Krucifix an der Seitenwand ist mittel-
mässige Holzschnitzarbeit des 17. Jahrhunderts. Das gekuppelte Fenster im Osten
enthält zahlreiche Aragmente von Glasmalereien verschiedener Stilepochen und
ist ein Geschenk der Grafen von Erbach. Ueberreste von Glasgemälden des
Mittelalters und der Renaissance mit Darstellungen religiösen wie profanen Inhalts
wechseln bunt. durcheinander in farbenreicher kaleidoskopischer Wirkung. Gothischen
Ursprungs ist u. a. das von Eichenlaub umrahmte Haupt des Heilandes und das
Antlitz der Muttergottes. Daneben erscheint die Renaissancefigur einer Fides mit
dem Namen des Stifters »®eorg Schmid der Seit, Schulteis zu Stein.«e Unter der
Ortsbezeichnung dürfte Stein a. Rhein zu verstehen und die Scheibe nach allen
Analogieen des Stiles und der Technik als ein Erzeugniss der im Beginn des
16. Jahrhunderts in hoher Blüthe gestandenen schweizerischen Glasmalerei zu
erklären sein. Den gleichen Ursprung verräth eine Gruppe von Landsknechten mit
der Beischrift »ANleldior Mlaurer«, sowie das Fragment einer Geisselung, worin
das Grau in Grau gemalte Haupt des Erlösers von besonderer Schönheit ist. Sehr
lebendig sind verschiedene Fabelthiere, eine Hasenjagd und andere Grisaillen der
Renaissance, während die Figur eines Bannerträgers und ein zweiköpfiger deutscher
Reichsadler, schwarz auf gelbem Grund, der Spätgothik angehören.
Unter den Zfurgıschen Gefässen verdient ein silbervergoldeter Messkelch
aus spätest-gothischer Zeit Erwähnung. Der runde Fuss und der kräftig aus-
kragende Knauf sind mit gut stilisirtem Masswerk und Rosetten verziert. Ueber
dem Nodus stehen in lateinischen Majuskeln die Namen JESVS und MARIA.
Die Cuppa weicht von der gothisirenden Formgebung ab und nähert sich dem
geschwungenen Linienzug der beginnenden Renaissance.
Von den drei Glocken im Hauptthurm trägt die Apostelglocke die Namen
der vier Evangelisten: *F matthaus 7 marcus + luras + joannes, in gothischen
Minuskeln. Auf der Angelusglocke stehen in gleichen Buchstaben die Anfangs-
worte des englischen Grusses: + Aue maria +. Ueber die dritte Glocke, deren
Kanzel
Sakristei
Glasgemälde
Altargefässe
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