Skulptur
Taufstein
Malstätte
Pfarrhof
Lindelbrunnen
126 KREIS ERBACH
Schriftzeichen auf das deuten sollen,
Das
beschädigte 14. Jahrhundert fehlt ge-
nügende Kunde. sogenannte Silberglöckchen im Dachreiterthürmchen ist
unzugänglich.
An der äusseren Hochwand des Chorhauptes erhebt sich ein lebensgrosser
Krucıfxus aus buntem Sandstein. In künstlerischem Betracht kann nur der Aus-
druck des Leidens im Antlitz des Erlösers einigermassen befriedigen. Das Knochen-
gerüste des Rumpfes ist allzu stark betont und von herber Behandlung. Im Lenden-
tuch herrscht durchweg die der spätgothischen Plastik eigenthümliche geknitterte
Modellirung des Faltenwurfes. In seiner Gesammterscheinung überschreitet das
Werk die Grenze leidlichen Mittelgutes nicht. Auch macht die Skulptur einen
etwas jüngeren Eindruck als das rechteckige schlanke Podium, worauf in gothischen
Minuskeln der Name »mathiag wutcz< steht und ohne Zweifel auf den Stifter
sich bezieht, dessen Reliefbildniss und dasjenige seiner Ehefrau in Flachnischen
erscheinen. Beide Figuren sind knieend und mit gefalteten Händen dargestellt.
Die Gewandung des Mathias Gotcz besteht aus einem weiten Ueberrock, der
mittelaltrigen sogenannten Schaube; Frau Gotez ist in einen faltenreichen Mantel
gehüllt und trägt die Kapuze über dem Haupt.
Unweit des Krucifixus liegt an der Nordseite des Chores das dicht bemooste
Steinbecken eines frühgothischen Zaufdrunmens, dessen äussere Wandungen ein
durch stilisirte Lilien abgetheiltes spitzbogisches Nischenwerk umzieht; dem Becken-
rande entlang läuft ein Friesband, dessen Ornamentirung an das Ziermotiv des
Pinienzapfens und Granatapfels erinnert.
Kirche steht
unter einer Gruppe von Lindenbäumen ein Sierntısch, dessen auf zwei niedrigen
Nahe beim Eingang des die umgebenden alten Friedhofes
Mauerpfeilern ruhende monolithe Platte 2,50 m lang und 1,25 m breit ist.
Die Volkssage betrachtet das Denkmal als Wahrzeichen einer Vehmgerichtsstätte;
in Wirklichkeit wird man darin die Gerichtstafel zu erkennen haben, an welcher
in alter Zeit das Schöffengericht des Ortes sich versammelte.
Der Pfarrhof trägt am Rundbogen des Haupteinganges die Jahreszahl 1594.
Die Gliederung der Portalgewände zeigt Karniesformen mit kräftiger Kehlung und
schrägem Ablauf. In der Kehlung rechts befindet sich das nebenstehende =—
Steinmetzzeichen, dessen Erscheinen, in entschieden gothisirender Form noch |
am Schluss des 16. Jahrhunderts, die Beachtung der Specialforschung ver- N
dient. — Im Keller des Pfarrhauses sprudelt aus dem Boden ein Born, dessen
Abfluss ausserhalb des Gebäudes als ansehnliches Rinnsal in die nahe Mornsbach
sich ergiesst. Der eigentliche Ursprung der Quelle soll übrigens nicht im Tiefraum
des Pfarrhofes, sondern im Untergrund des höher gelegenen nahen Gotteshauses zu
suchen sein, welches darum von Manchen als eine der sogenannten Quellenkirchen
des Odenwaldes angesehen wird, Volksheiligthümer, die noch heute besondere
Verehrung geniessen.*)
In der quellenreichen Umgebung des Dorfes sei an dieser Stelle noch eines
Name der weitesten Berühmtheit sich erfreut
anderen Bornes gedacht, dessen
*) Vergl. in vorliegender Abtheilung die Quellenheiligthimer zu Hesselbach (XT), bei der St. Leonhards-
Kapelle südlich von Beerfelden (IT) und zu Schöllenbach (XX VII).
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