Full text: Kreis Erbach (A, [2])

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KREIS ERBACH 
    
   
    
   
  
  
  
  
    
     
   
  
  
  
  
  
  
  
     
   
  
  
  
  
  
  
    
  
  
XI. HESsELBAcH 
FARRDORF, südöstlich von Erbach, ehedem zur kurmainzischen Cent 
Mudau gehörig, wurde früher ZZeselbuch (1359) und ZZeselbach (1443 
©) 
und 1446) genannt. Das Haus Erbach besass von dem Pfälzischen 
  
Hause die Hälfte des Dorfgerichts zu Lehen; die andere Hälfte ge- 
hörte der Abtei Amorbach, welcher auch die Seelsorge zustand. Aus letzterem 
Verhältniss erklärt sich das Festhalten der Bevölkerung an der alten Kirchen- 
gemeinschaft inmitten der reformatorischen Bewegung der Grafschaft Erbach. 
Kirche Die der h. Lucia geweihte katholische Pfarrkerche ist nach ihren bescheidenen 
bi Abmessungen eigentlich nur eine grössere Kapelle und wurde im 17. Jahrhundert 
erbaut. Das Gebäude steht auf einer leichten Bodenerhebung und ist umgeben 
von dem alten, durch eine hohe Mauer begrenzten, ausser Gebrauch gesetzten 
Friedhof. Ihrer Plananlage nach zeigt die Kirche ein rechteckiges Langhaus mit 
anliegendem kleinem Chorhaupt im Osten. Ueber dem Giebel der westlichen Ein- 
gangsseite strebt ein Dachreiterthürmchen empor, dessen Oktogonalgeschoss eine 
Ei geschwungene Kuppel deckt, die ein Lilienkreuz krönt. Das Innere des Langhauses 
hat eine flache Eindeckung mit mässiger Schwingung am Auflager und wird an der 
Nord- und Südwand von je drei Rundbogenfenstern erhellt. Der gleichen Bogen- 
  
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v form folgt der Eingang zum Chor, in dessen Mitte der Hochaltar steht, ein Ge- 
nl schenk der Benedictineräbte von Amorbach. 
_ Altäre Für den bescheidenen Raum ist der Altar augenscheinlich zu gross gerathen, 
oder aber er war ursprünglich für einen ansehnlicheren Bau bestimmt, denn der 
krönende Abschluss musste das Opfer der Kürzung bringen. Immerhin fehlt es 
dem Aufbau nicht an dem Formenreichthum,. welcher den Altären der Barocco- 
h und Rococozeit ihr eigenthümliches, freilich nicht selten an das ' Ueberladene 
streifende Gepräge gibt. Den Mittelpunkt des Altares bildet ein in Rococo ge- 
\ schnittenes Tabernakel mit dem auf den heiligen Schriften ruhenden, die Sieges- 
sl fahne haltenden und von einer Strahlenglorie umgebenen symbolischen Lamm. 
I Darüber erscheint in der Altarnische das Auge Gottes inmitten einer von Seraphim 
von belebten Reliefwolke. Tabernakel und Altarnische sind flankirt von korinthisirenden 
  
Säulen- und Pilasterstellungen, die einen reich gegliederten Architrav und an dessen 
Bogenschlüssen Leuchter haltende Engel tragen. Noch höher öffnet sich eine 
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kleinere Nische mit der Statuette des Erzengels ‘Michael, der den Satan bezwingt. 
— Von den beiden Seitenaltären ist der Aufbau des Marienaltares neu; nur die | 
  
a Madonnenstatuette ist älteren Ursprunges und zwar ein Schnitzwerk des vorigen 
\ Jahrhunderts. Der nämlichen Zeit entstammt der dem h. Joseph gewidmete zweite \ 
Seitenaltar mit der Darstellung des Todes des Nährvaters Christi, eine Hochrelief- 
gruppe in halblebensgrossen Figuren, Wir sehen St. Joseph auf dem Sterbelager 
     
  
 
	        
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