Full text: Kreis Erbach (A, [2])

    
  
   
   
   
   
   
   
   
  
   
   
   
  
   
    
     
   
    
   
    
    
  
  
  
   
    
       
  
  
  
Konventsbau 
Refektorium, 
Portal 
KREIS ERBACH 
Berechtigungen — die Vogtei des Klosters zu. Höchst, welches die Dorfgerichts- 
barkeit in allen dazu gehörigen Dörfern begriff — 1314 an das Kloster zu Höchst, 
so dass dieses von nun an bis zu seiner Auflösung im Besitze der niederen 
Gerichtsbarkeit dieser Dörfer, unter fuldischer Oberlehenshoheit geblieben ist. Das 
Kloster, der Jungfrau Maria geweiht, erst dem Augustinerorden angehörig und um 
1506 in ein Benediktiner Frauenkloster umgewandelt, hat 1567 noch bestanden, 
scheint aber bald darauf aufgehoben worden zu sein. Die Einkünfte wurden zu 
kirchlichen und Schulzwecken verwendet und bestehet der Höchster Klosterfond 
noch fort.« (G. W. J. Wagner.) Die Verwaltung des säkularisirten Klosters steht 
den Häuptern der Fürstlichen und Gräflichen standesherrlichen Familien von 
Löwenstein-Wertheim-Rosenberg und Erbach-Schönberg zu. Aus den Klostergefällen 
wurde der Grundstock für die Schule und Kirche Höchst gestiftet, wozu noch die Orte 
Neustadt, Sandbach, Dusenbach, Nauses, Mümling-Grumbach und Hetschbach gehören. 
Die Klostergebäude legen sich um zwei geräumige Höfe und bestehen aus 
dem Konventsbau, der jetzt als Pfarrwohnung dient, und der ehemaligen Propstei 
nebst Altaristenhaus, worin die Klosterverwaltung ihren Sitz hat. An der Aussenseite 
des Aonventsbaues steht die Jahrzahl 1532 über einer Kellerwölbung und die 
Jahrzahl 1588 über dem Fensterpaar eines Gelasses, dessen Inneres unter sämmtlichen 
Zimmern und Zellen das alterthümlichste Aussehen bewahrt hat. Eine polygone 
Holzsäule, welche den Längendurchzug der Balkendecke stützt, und die Fenster- 
sohlbank, welche eine weite Nische umzieht, sichern der verödeten und verwahr- 
losten Räumlichkeit noch immer das altdeutsche Gepräge. — Auf der Seite des 
Klosterhofes trägt der Schlussstein einer Spitzbogenthüre 
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des Konventsbaues die Jahrzahl 1514 in der Schreibung: 1. Y () 
darunter ein kleines Steinmetzzeichen. — Ebendaselbst Ws Ik c 
treten an mehreren Stellen der Hochwand Tragsteine hervor, a 
welche das frühere Vorhandensein einer bedeckten Halle n? 
oder eines Kreuzganges wahrscheinlich machen. Hier war auch die vor einiger 
Zeit in die Sammlung des historischen Vereines zu Darmstadt überführte Reliefgruppe 
eingemauert, welche in primitiven Formen ein phantastisches, löwenartiges Ungeheuer 
zeigt, das seine Tatzen auf einen vor ihm kauernden Widder legt. 
An den Konventsbau stösst im rechten Winkel das Refeklorıum, dessen 
Eingang den stilistisch wie technisch bedeutendsten Architekturtheil des ganzen 
Gebäudekomplexes bildet. Wir schen ein spitzbogiges Portal (Fig. 82) inmitten 
einer rechtwinkligen ornamentirten Umrahmung. Das Material ist bunter Sandstein. 
Struktur wie Einzelformen und deren Durchführung verrathen einen ausgezeichneten 
gothischen Meister, welcher bei strengster Betonung des architektonischen Gedankens 
das Ornamentale in edler Anordnung geschmackvoll zu verwerthen wusste. Die 
scharfe Gliederung des birnförmig profilirten Stabwerkes und der tiefen Hohlkehlen 
ist von kräftiger und doch flüssiger Behandlung. Ueber dem Giebelschluss des 
Einganges ist die Kehlung des horizontalen Rahmensturzes von vorzüglichem 
Blätterwerk in Bossenform durchzogen. Die leichte Schwellung, sogen. Polsterung 
der Bossen lässt auf die Entstehung gegen Ende des 15. Jahrhunderts schliessen. 
Leider haben die Einzelformen im Laufe der Zeit schweren Schaden erlitten. 
     
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