KIRCH-BROMBACH 145
räumiger Triumphbogen, welcher jedoch einer reicheren Gliederung entbehrt und
an den Gewänden einfach abgeschrägt ist. Von den drei Chorfenstern haben die
beiden seitlichen nur zweitheiliges Pfostenwerk, während die Lichtöfnung im Chor-
haupt dreitheilige Anordnung besitzt. Dagegen herrscht Gleichartigkeit in der
Gestaltung der Spitzbogenschlüsse, worin das Motiv der Fischblase in mannigfachen
Bildungen auftritt. In besonderem Grade beachtenswerth und entschieden die
schönste Parthie am ganzen Bauwerk ist die Choreindeckung. In den vier Ecken
des Heiligthumes ruht auf einfachen Rundbasamenten je eine Dreiviertelsäule,
woraus ohne Kapitälvermittelung das Rippenwerk eines reich entwickelten Rauten-
gewölbes aufsteigt. Im Scheitel der Rippendurchkreuzung ist die Relieffigur des
h. Albanus angebracht, mit Beziehung auf die Genossenschaft der regulirten Chor-
herren, welche den Namen camonıcı regulares sanch‘ Albanı führten und
(s. Luck, S. 268) in Kirch-Brombach eine parochiale Niederlassung hatten. Der
Heilige hält als Zeichen des Martyriums sein vom Rumpfe getrenntes Haupt vor
sich hin. Andere Kreuzungspunkte im Rautengewölbe sind mit den Reliefbildern
der Evangelisten-Attribute Engel, Adler, Stier, Löwe geschmückt. An zwei Stellen,
wo das Rippenwerk in die Hochwände einschneidet, werden die Ausläufer der
Rippen von Konsolen aufgenommen, deren Stirnseiten mit kleinen Wappenschilden
verziert sind. An der einen Konsole prangt in gespaltenem Schild das Wappen von
Wertheim und Breuberg, an der anderen Konsole das Wappen von Erbach und
Eppstein, letzteres ein Hinweis auf die Erbauung der Kirche zur Zeit des Schenken
Philipp von Erbach und seiner Gemahlin Lukardis von Eppstein. — In die Ab-
schlusswand des Chorhauptes ist eine Sakramentsnische eingelassen und unmittel-
bar darunter dient eine zweite, kleinere Nische zur Aufbewahrung. der Altargefässe.
Der obere Nischenbau trägt als Bekrönung das Brustbild des Erlösers in der Auf-
fassung als #cce FHomo mit Dornenkrone und Nimbus; zwei verehrende Engel
knieen an den Seiten. In Folge öfterer Uebertünchung ist die Skulptur mit einer
dicken Farbenkruste bedeckt, welche eine genaue Prüfung ihres künstlerischen
Werthes erschwert; aus Meisterhänden scheint übrigens das Werk nicht hervor-
gegangen zu sein.
Auf der Südseite des Chorheiligthums führt eine Pforte mit Horizontalsturz
in die Sakrıster. Die schwere Eichenthüre mit derbem schmiedeisernem Beschläge
stammt augenscheinlich aus dem gothischen Baustadium des Gotteshauses. Den
Sakristeiraum überspannt ein Kreuzgewölbe, dessen einfach gekehlte und abgefaste
Rippen aus kräftig vorspringenden Konsolen sich entwickeln und in einem als sechs-
strahliger Stern gemeisselten Schlussstein zusammentreffen. Durch einen schmalen
rechteckigen Mauerschlitz mit weit ausladender Laibung erhält der Raum nur
spärliches Tageslicht. Von zwei im Mauerwerk befindlichen Nischen ist die eine
offen, die andere verschliessbar; jene dient als Piscina zum Ablauf des heiligen
Wassers, diese als Aufbewahrungsort liturgischer Gegenstände. Der in’s Freie sich
öffnende Zugang der Sakristei ist neu und erst i. J. 1848 entstanden.
In hohem Grade beachtenswerth ist ein ursprünglich im Chor aufgestellter
Altarschrein (Fig. 84), welcher in neuerer Zeit an die Südwand des Langhauses
versetzt wurde, leider in so beträchtlicher Höhe, dass der Wirkune des in plastischem
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Sakristei
Altarschrein