Full text: Kreis Erbach (A, [2])

KIRCH-BROMBACH 147 
amtliche Thätigkeit und das Martyrium begeisterter Missionare zur Anschauung 
gebracht. Auf dem einen Flügel erscheint links eine Gruppe von weltlichen Vor- 
nehmen, rechts eine Schaar von geistlichen Würdenträgern , worunter ein Bischof 
und zwei Glaubensboten mit Nimben um’s Haupt. Der an der Spitze der geist- 
lichen Gruppe im Pontifikalornat auftretende Bischof spricht mit ausdrucksvoller 
Geberde zu den gegenüberstehenden weltlichen Grossen, deren orientalisch kostümirter 
Führer widerwillig sich abwendet. Im landschaftlichen Hintergrund ragt über dem 
Ufer einer Bucht eine Burg empor. Auf einem Wiesenplan vor dem waldigen 
Mittelgrunde eilen zwei Gewappnete auf einen Bekenner zu, dem ein schützender 
Engel Hilfe bringt. Das andere Flügelgemälde zeigt die Hinrichtung der drei 
Missionare inmitten einer amphitheatralisch sich aufbauenden Architekturlandschaft, 
worin das Bild einer ansehnlichen, von Mauern und Wehrthürmen umgebenen Stadt 
mit Kirchen romanischen und gothischen Stiles wiedergegeben ist. Im Vordergrund 
ist ein Bischof auf die Kniee gesunken. Die Mitra liegt neben ihm am Boden. 
Der Scharfrichter in blutrother Landsknechttracht hat das Schwert zum Todesstreich 
gezückt. Als nächstes Opfer ist der zweite Bischof ausersehen, dem die Schergen, 
als Vorbereitung zum Richtgang, Brust und Nacken entblössen. Weiterhin steht 
der dritte Glaubensbote in würdevoller Haltung mehreren Personen gegenüber, die 
vergebens ihre Ueberredungskünste an ihm versuchen. Im Hintergrund erscheint 
der erstgemarterte Bischof noch einmal und zwar in der Auffassung, wie er sein 
Haupt auf den Händen tragend einen Hügel hinanschreitet. — Die geschilderten 
Vorgänge wurden in letzterer Zeit*) irrthümlich auf die Legende des h. Dionysius, 
ersten Bischofs von Paris und Schutzpatrons von Frankreich bezogen, welcher im 
dritten Jahrhundert um seines Glaubens willen auf dem Montmartre bei Paris den 
Tod durch das Schwert erlitt und gleich mehreren anderen Blutzeugen, die ihr 
Haupt als letztes und grösstes Opfer dargebracht, in der ikonographischen Kunst 
den Kopf auf den Händen tragend geschildert wird. Es liegt hier augenscheinlich 
eine Verwechslung mit dem h. Albanus vor, welcher i. J. 380 von Naxos an den 
Hof des Kaisers Theodosius nach Mailand gekommen war, dann in Gallien als 
Prediger gegen die Arianer auftrat und um’s Jahr 404 zu Mainz von den Hunnen 
enthauptet wurde. Seinen Namen trug Jahrhunderte lang ein mit einer Karolinger- 
Sepultur verbundenes Kloster auf einer südlich von letzterer Stadt gelegenen Anhöhe, 
die noch heute Albansberg heisst und auf welcher die St. Albans-Schanze in ihrem 
Namen an die altehrwürdige Oertlichkeit erinnert. Die schon erwähnte Beziehung 
der canonıcı regulares S. Albanı zur Pfarrei Kirch-Brombach, die alte Zugehörig- 
keit der Pfarrei zur Diözese Mainz, das vorhin besprochene Reliefbild am Schlussstein 
der Chorwölbung der Kirche, hinzugenommen die auf die Flügelbilder bezügliche 
Stelle bei Luck (S. 268): »Der Albanus ift derjenige, der fein abgehauen Haupt 
in Händen hat,« diese Umstände mitsammen drängen zu der Schlussfolgerung, dass 
in den Skulpturen des Altarschreines der h. Albanus und seine bischöflichen Ge- 
fährten, auf den Flügelgemälden aber die lehramtliche Wirksamkeit dieser Missionare 
und ihr Lebensende zur Darstellung gekommen sind. Ebenso zutreffend dürfte 
auf Grund der künstlerischen Verherrlichung des thronenden Bischofs die Annahme 
*) Vergl. Archiv XII. Seite 14r u. ff. 
Tor 
  
  
 
	        
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