LÜTZEL-WIEBELSBACH 155
nicht zu sagen roh, wie diess bei zahlreichen Werken römischer Plastik im Oden-
wald zutrifft, Skulpturen, die nur höchst selten von Meisterhand geschaffen sind,
vielmehr grossentheils von ungeschulten Kräften
herrühren, wie solche unter den Legionssoldaten
sich vorfanden. Wer auf das Künstlerische und
Meisselfertige allein Werth legt, wird an.dem
Stein gleichgiltig vorübergehen. Dagegen wird
die Kunstarchäologie, als Gehilfin der Geschichts-
wissenschaft, um so aufmerksamer das kleine
Denkmal würdigen, welches wir hiermit in
den Kreis der Alterthumskunde der Hessischen
Dekumatenzone einführen und von dem wir
mit dem Wunsche Abschied nehmen, dass ihm
ein völlig zgesicherter Schutz zu theil werden
möge. — Unter den römischen Skulpturfunden
älterer Herkunft aus der Umgebung von König
seien die schon von J. F. Knapp im Jahre 1814
beschriebenen, im Deichelwald unter einer Moos-
decke zum Vorschein gekommenen rohen Relief-
figuren einer Ceres und eines Merkur, sowie ein
i. J. 18583 von H. Giess im Walddistrikt Birkert
gefundenes, der Sammlung des Darmstädter
Historischen Vereins geschenktes Nischenbild
erwähnt, welches als Diana erklärt wird. — er
Diese Skulpturen zeigen, dass die Römer in
Fig. 85. König.
ihrem Streben nach Weltherrschaft nicht nur Ainerva. Antike Hochrelief- Statuette.
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als ruhmsüchtige und ländergierige Eroberer m
in’s Land eingedrungen sind, sondern dass sie auch ihren Götterkult auf der
Spitze des Schwertes in die stillen Thäler des Odenwaldes getragen haben.
DO
XV. LUTZEL-WIEBELSBACH
"AILIALDORF, aus den beiden zu einer Gemeinde verbundenen Dörfern
‘o Lützelbach (1165 Ztzelenbach, 1369 Lüczelbach, 1432 Luzelnbach, vom
althochdeutschen ZxzzZ, mittelhochdeutsch Zäfzel, klein) und Wiebelsbach
(1237 Wıebelspach, 1317 Wibelspach) bestehend, ist nordöstlich von
Erbach, östlich von Höchst gelegen. Lützelbach gilt als der muthmassliche Stammsitz
der Breuberger, die sich noch im ı2. Jahrhundert Kerz von Luzelnbach nannten.
Die Kirche, evangelische Filiale von Seckmauern, erhebt sich auf einer Be:
Anhöhe, wo ehedem die älteste Herrenburg der Breuberger gestanden haben soll, en
lange bevor dieses Geschlecht seinen Wohnsitz auf die stolze Breubergkuppe ver-