Full text: Kreis Erbach (A, [2])

  
  
  
  
Kirche 
14 KREIS ERBACH 
liegenden Falle nur die Mauertechnik Geltung zu beanspruchen; und diese hat 
ebensowenig etwas gemein mit der trockenen Schichtung des Gesteines germanischer 
Ringwälle wie mit dem nach Römerart bereiteten Bindemittel des mit Kieselstücken 
und Ziegelbrocken untermischten Mörtels. Der Mauermantel, soweit er noch er- 
halten ist, besteht vielmehr aus regelmässig gelagerten, horizontalen Bruchsteinen 
mit ungewöhnlich starken Mörtelfugen in der dem Mittelalter geläufigen gediegenen 
Technik. Hiernach dürfte kein allzu grosses Wagniss in der Annahme liegen, dass 
das Beerfurter Schlösschen eine kleine Veste des niederen Adels war und der 
Gattung der sogen. Durgstadel oder wehrhaften Häuser angehörte, wie das 
Mittelalter solche einfachen Wehranlagen nannte und worauf auch schon die obige 
alte Benennung das steinerne Haus hindeutet. Die Erbauer dieser kleinen be- 
festigten Rittersitze befolgten als Regel, die Veste auf einem schwer zugänglichen 
Punkte unter möglichster Einschränkung des Raumes zu errichten. Es war dabei 
keineswegs auf längere Widerstandsfähigkeit gegen förmliche Belagerungen, sondern 
nur auf Sicherung gegen feindliche Ueberfälle, plötzliche Angriffe und kurze Be- 
rennungen Bedacht genommen. Mit wenigen Ausnahmen sind diese kleinen thurm- 
artigen Steinhäuser dem Loos der Vernichtung anheimgefallen. Um so werthvoller 
erscheinen die Ueberreste des Beerfurter Schlösschens für die Beurtheilung ihrer 
Grundanlage. Ob der frühere Zugang der Veste an einer der gegenwärtig in den 
Mauerring gelegten Breschen sich befunden, ist wahrscheinlich; die betreffende 
Stelle dürfte jedoch bei dem trümmerhaften Zustand dieser Oeffnungen nicht mehr 
mit Sicherheit zu bestimmen sein. 
Il. BREITENBRUNN 
ILIALDORF, nordöstlich von Erbach, südöstlich von Höchst, hiess 
1273 Breitenburnen, vom 135. Jahrhundert an Drertenborn und 
  
  
Breidenborn. Die Herren von Rosenbach besassen hier beträcht- 
liche Güter, die schon im 13. Jahrhundert durch Kauf an das 
Kloster- Höchst gelangten. 
Die Ktrche, evangelische Filiale von Seckmauern, ist ein 1783 errichtetes 
anspruchsloses Bauwerk, über welches in stilistischem Betracht die Bemerkung ge- 
nügen mag, dass es in der Formgebung dem Rundbogenschema folgt. Nach einer 
theilweisen Zerstörung durch Blitzschlag wurde das Gebäude ermeuert, an Stelle 
des früheren birnförmigen Dachreiters ein einfaches Giebelthürmchen mit gerad- 
linigem Helmdach aufgesetzt und der Treppenaufgang zur Empore von der Aussen- 
seite der Kirche in das Innere verlegt. Auch das Westportal wurde damals um- 
=.
	        
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