Privatbau
194 KREIS ERBACH
Elisabeth von der Pfalz zu beziehen ist. Diess scheint sonach der Brunnen zu sein,
welchen Georg I i. J. 1541 aus eignen Mitteln geschaffen, wogegen Rath und
Bürgerschaft der Stadt sich verpflichteten, das Werk auf ihre Kosten wieder abtragen
zu lassen, falls der Landesherr oder seine Erben die Niederlegung verlangen sollten.
Unter den Werken des älteren Privatbaues' stammt das Wohnhaus Nr. 26
in der Pfarrgasse, Herrn Rexroth gehörig, aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts.
(Fig. 102.) Es besteht im Erdgeschoss aus Hausteinwerk, mit sorgfältig gemeisselten
Schlussstein die Initialen H.S. und die Jahrzahl 1620.
An den Thürgewänden wechseln nach innen Rundstäbe
und Hohlkehlengliederungen. Die Aussenflächen sind mit
Rosetten innerhalb kreisförmiger oder vierseitiger Um-
rahmungen besetzt. Das Obergeschoss ist ein Fachwerk-
bau mit Giebelabschluss und vorspringendem Erker. An
der einen Langseite des oberen Geschosses zieht ein
Wandelgang hin, der gegen die Strassenfronte als Loggie
sich öffnet. Sämmtliche vorspringenden Parthieen sind
mit Holzschnitzereien verziert, die an den Ecken bald
als schlanke Spiralwindungen, bald als gekerbte Stäbe
aufsteigen. (Fig. 103.) Besonders reich und mannig-
faltig ist die Holzarchitektur des Erkers mit ihren linearen
und rankenartigen Verzierungen in theils naturalistischen
theils stilisirten Formen. Dabei herrscht in dieser Orna-
mentation ein ächt volksthümlicher Charakter und eine
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geschickte, sichere Technik, die augenscheinlich in langer,
ganze Geschlechter umfassender Uebung wurzelt, aber
leider zu Michelstadt nur noch durch wenige, kunsttechnisch
geringere Beispiele vertreten ist. — Der am Marktplatz
gelegene Gasthof zum Löwen hat das Aussehen einer
Herrschafts-Kurie aus der zweiten Hälfte des 18. Jahr-
a, Mapa hunderts. Dieses Gepräge empfängt das stattliche Ge-
Eckpfosten am Wohnhaus E ; . Be a
ä bäude vornehmlich durch seine aus zwei Kreuzgewölben
von IO20.
bestehende Thorfahrt mit einem Rundbogenportal, welches
von korinthisirenden Säulen und gewundenen Pilastern flankirt wird. — Das Haus
Bühler, die alte Apotheke aus dem Jahre 1557, an der. Haupt 1.
strasse der inneren Stadt gelegen, zeigt einen rundbogigen Eingang mit | |
vertheilten Rosetten an den Gewänden und dem Steinmetzzeichen AN :
am Obergeschoss kragt ein kleiner Erker auf leichtem Balkenwerk vor. — Aehnliche
Erkerbauten beleben die Fronten an den Wohnhäusern der Bürger Heist und
Fröhlich. — Ueber der Pforte des Kredel’schen Hauses ist das mit einem Fuchs
in Relief und der Jahrzahl 1561 versehene Wappen des Erbauers, des damaligen
Centgrafen Fuchs, ausgemeisselt. Weiterhin liegt an dem nördlichen Zuge der Haupt-
strasse ein Wohnhaus mit einem älteren Kellergeschoss, woran — wie ehedem mehr-
fach im Lande üblich — die Verschlüsse der Lichtöffnungen (Fig. 104) aus verschieb-
—_—. Quadern an den Ecken. Der rundbogige Eingang zeigt im '