Kapelle
KREIS ERBACH
XVII. MÜMLING-GRUMBACH
ILIALDORF, nördlich von Erbach, südlich von Höchst gelegen, hiess
5 urkundlich Crumpach (1312), Crumpbach (1312) und Crompach
(1424), eine Bezeichnung, welche mit dem Namen des hier in die
Mümling fliessenden Baches Grumbach d. i. Grünbach (vom althoch-
deutschen Worte gruonz, grün) zusammenhängt.
Die malerisch auf steiler Anhöhe thronende, das Mümlingthal weithin be-
herrschende Ä@pelle dient den evangelischen Gemeinden Mümling-Grumbach und
Etzengesäss zur Abhaltung des vom Pfarramt Höchst besorgten Gottesdienstes und
wird vom Höchster Klostervermögen unterhalten. Das bescheidene Gotteshaus
scheint in vorreformatorischer Zeit dem h. Aegidius geweiht gewesen zu sein, da
der Kalendertag dieses Heiligen das Kirchweihfest des Ortes bestimmt. — In der
Plananlage zeigt die Kapelle ein schlichtes Langhaus mit östlich vorliegendem Thurm,
dessen Untergeschoss den Chorraum bildet. Die Stilformen deuten im allgemeinen
auf die Gothik des 15. Jahrhunderts. Der Eingang liegt an der Westfront und
besitzt am Gewände einfache Hohlkehlen-Gliederungen mit schrägem Ablauf. Der
Portalgiebel hat die hier zu Lande seltener vorkommende schlanke Form des Lanzett-
bogens.. Zu den Seiten des Portalscheitels treten aus der Wandung' zwei oben
rechtwinklige, unten »pitzbogig schliessende Wappenschilde in Relief vor, von denen
das eine Wappen die Schildform dreimal auf einem Schrägbalken wiederholt, und
das andere in gleicher Anordnung die drei Ringe der Adeligen von Brensbach,
beziehungsweise der Familie Echter von Mespelbrunn enthält. — Im Langhause
sind die beiden südlichen Rundbogenfenster augenscheinlich neuere Erweiterungen
der alten gothischen Lichtöffnungen, wie solche auf der Nordseite in schmalen,
meterhohen Spitzbogenformen noch vorhanden sind. Die kunstlose Flachdecke wird
in der Längenaxe von einem achtseitig abgekanteten Holzpfeiler gestützt und stammt
nebst der Empore ebenfalls aus neuerer Zeit. — Ein schwach abgefaster Rundbogen
vermittelt die Verbindung von Schiff und Chor. Die aufgemauerte schmucklose
Mensa des Altares ist erhalten geblieben. Den Altarraum überspannt ein Kreuzge-
wölbe, dessen einfach gekehlte Rippen konsolenlos den Mauerecken entsteigen und
in einem. derben, kreisrunden Schlussstein zusammentreffen. In der Nord- und
Südwand sind Sedilnischen angebracht, von denen die eine neuerlich durch Ein-
fügung eines alten Weihbeckens, welches wohl vom Eingang des Kirchleins herrührt,
verunziert wurde. — In der östlichen Chorwand bezeichnet eine viereckige Ver-
tiefung mit Spuren ausgebrochenen Gitterverschlusses die Stelle des ehemaligen
Sakramentsschreines; ebendaselbst enthält eine kleine Lanzettbogennische die Piscina
mit dem Wasserablauf. — Der Chorraum wird erhellt theils durch ein überhöhtes
schmales Spitzbogenfenster auf der Südseite, theils durch eine breitere zweitheilige