Full text: Kreis Erbach (A, [2])

   
  
BREUBERG 
dass eine solche Oertlichkeit den Anwohnern schon früh zur Verwendung für Schutz 
und Vertheidigung Anlass geben musste. Ob sonach der Breuberg schon von alt- 
germanischen Ringwällen umzogen und als Wallburg angelegt war, ist nach allen 
Analogien sehr wahrscheinlich, kann jedoch an der Hand von tektonischen Merk- 
malen jetzt nicht mehr erwiesen werden, nachdem die Bergkuppe im Laufe der 
Jahrhunderte durch Umbauten und Anbauten, wie auch durch den Wechsel unter- 
schiedener Vertheidigungssysteme völlig durchgreifende Veränderungen erfahren hat. 
Indess sind vor drei Jahren, bei Anlage des neuen Aufstieges durch das am Nord- 
hang der Bergkuppe befindliche Gehölz, Bruchstücke von Gefässen zu Tage getreten 
und noch jetzt kommen daselbst besonders bei heftigen Regengüssen solche Ueber- 
reste zum Vorschein, deren keramische Beschaffenheit auf altgermanischen Ursprung 
schliessen lässt. Das mit Brandspuren untermischte Scherbenfeld erstreckt sich über 
eine schiefe Ebene von so beträchtlicher Ausdehnung, dass nähere Nachforschungen 
zur Freilegung von Begräbnissstätten der Vorzeit führen dürften, wie solche in der 
Odenwaldzone nicht selten sind und in dieser Schrift mehrfach Erwähnung finden. 
Dass die kriegskundigen Römer nach der Unterwerfung des Landes zwischen 
Mittelrhein und dem unteren Main auch den Breuberg in ihr Grenzwehrgebiet 
aufgenommen, eine Höhenlage, die als vorgeschobene Passsperre den Andrang der 
Germanen nach verschiedenen Seiten hin zu erschweren und den Kastellen der 
Mümlinglinie als Stützpunkt zu dienen geeignet war, darüber kann ein gegründeter 
Zweifel nicht bestehen, zumal angesichts der Thatsache, dass nach den Berichten 
von J. J. Winckelmann und Daniel Schneider, i. J. 1543, bei der Grundlegung 
einer neuen Baustelle auf der Burg, mehrere theilweise durch Brand zerstörte Ge- 
wölbe zum Vorschein kamen, mit Treppenanlagen, Säulen, Heizvorrichtungen, zwei 
Altären, Ziegelstempelzeichen der XXII. und XXIV. Legion, Thonröhren, Ueber- 
resten von blauer, gelber, rother Tünche u. a. m. Finer der beiden Altäre, mit 
schwer beschädigten Einzelfiguren in Relief auf den Seitenflächen (s. u. S. 20), 
hat sich erhalten und ist, nach langem Gebrauch als Untersatz eines Sonnenzeigers 
im Burggarten, zum besseren Schutz in der Brunnenhalle aufgestellt worden. Nach 
diesen Funden und Fundberichten zu urtheilen, scheint der Breuberg den Römern 
während ihres mehr als zweihundertjährigen Verweilens im Dekumatenlande als 
dauernde militärische Niederlassung gedient zu haben. 
Wann und unter welchen Umständen nach der römischen Herrschaft und 
nach dem Ablauf der allgemeinen Völkerfluth in der Zeit der alemannischen und 
fränkischen Herrschaft die erste deutsche Herrenburg auf dem Breuberg erstand, 
ist ungewiss. Die Vermuthung, dass der früheste derartige Burgenbau von der 
Abtei Fulda zum Schutz ihrer Besitzungen im Plumgau herrühre und einem ange- 
sehenen Geschlecht der Gegend lehensweise übergeben worden sei, stützt sich auf 
die mindestens schon im 8. Jahrhundert bestandene Fuldische Oberlehenshoheit 
über den Breuberg. Im Lichte der Geschichte erscheint denn auch die Burg zu 
Anfang des 13. Jahrhunderts als Besitz einer Dynastenfamilie, von welcher ange- 
nommen wird, dass sie ursprünglich nach ihrem Stammsitz, der Burg Lützelbach 
(s. Abschnitt XV), den Namen getragen habe, an dessen Stelle nach ihrer Ueber- 
siedelung auf den Breuberg der Name der neuen Herrenburg getreten sei. Urkund- 
  
  
   
     
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
        
       
     
  
  
   
  
  
  
   
    
   
    
   
    
   
  
Geschichtliches 
  
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.