Full text: Kreis Erbach (A, [2])

   
  
  
  
  
Rimhorner Hof 
Römer- 
siedelungen 
228 KREIS ERBACH 
ÖOrnamenten verzierte Orgelgehäuse trägt die Jahrzahl 1798. Die auf den Brüstungs- 
flächen der Örgelempore angebrachten malerischen Darstellungen der Kreuzigung 
und der vier Evangelisten mit ihren Attributen in landschaftlichen Hintergründen 
sind künstlerisch bedeutungslos. Ein Gleiches gilt von der im Langhaus befindlichen 
Grabplatte des Pfarrers Johann Philipp Hüter von 1769, mit Todtenkopf und Sanduhr 
in Relief. -— Aelteren Datums und wahrscheinlich aus der niedergelegten Kirche 
von 1345 herrührend ist eine, auf den das Gotteshaus umgebenden Friedhof über- 
tragene Grabplatte, die jetzt die Ruhestätte eines in neuerer Zeit beim Thurmbau 
verunglückten Schieferdeckers bezeichnet. Der Charakter ihrer fast gänzlich abge- 
schliffenen gothischen Majuskelschrift deutet auf das 14. Jahrhundert. — Das Spitz- 
bogenthor in der Friedhofmauer zeigt schlichte Hohlkehlen-Gliederung und beansprucht 
mit Wahrscheinlichkeit die nämliche Zeitstellung wie der Kernbau der Kirche. — 
Ein vergoldeter Abendmahlskelch, reich geschmückt mit ciselirten Medaillons und 
Fruchtschnüren, ferner zwei zinnerne Abendmahlkannen und eine mit Kurvenlinien 
ornamentirte Hostienbüchse sind bescheidene Arbeiten des vorigen Jahrhunderts. 
Als ein Werk der Profanbaukunst sei erwähnt die stattliche Gebäudegruppe 
des herrschaftlichen Armrhorner Hofes, errichtet Anno 1733 von dem Kaiserlichen 
Feldmarschall von Prettlack. Herrschaftshaus, Scheunen , Stallungen und deren 
Thore sind aus der Hand eines Architekten hervorgegangen, der es verstand, seinem 
Werke das Gepräge einfacher Schönheit zu verleihen, was für jene vielfach von 
kunstloser Schwülstigkeit beherrschte Zeit schon etwas sagen will. 
In der waldreichen Umgebung von Rimhorn liegen, nach verschiedenen 
Richtungen hin zerstreut, die Trümmerstätten dreier Römersiedelungen, welche in 
gegenwärtiger Schrift Erwähnung beanspruchen, mag immerhin die Erscheinung und 
Beschaffenheit ihrer geringen Ueberreste nur dem Fachmann, minder dem Laien 
Befriedigung gewähren. Die drei Oertlichkeiten liegen westlich von der nahen Müm- 
linglinie, mithin im Schutz dieser Grenzwehr. Nördlich von Rimhorn, auf dem 
Plateau des Dusenbacher Waldes, führt eine Trümmerstätte den Namen Steimrücken. 
Diese Ruine, welche eine Gruppe von vier, in ihren Grundmauern leicht erkennbaren 
(rebäuden umfasst, wird durch einen Mauerzug von 110 zu 130 Schritt begrenzt. 
Ausgrabungen i. J. 1879 ergaben wohlgeordnetes, nach Läufern und Bindern ge- 
regeltes Sandsteinwerk in Quadern bis zu I m Tiefe. Das Fundament besteht aus 
sogen. Rollschichten. An verschiedenen Stellen sind die 75-90 cm dicken Mauern 
in einer Länge von 14 m freigelegt. Die Funde, in Bruchstücken von Gefässen 
aus Thon und Zerra sıgıllata, Ziegeln und eisernen Nägeln bestehend, bestätigen den 
römischen Ursprung der Anlage! — Südlich von Rimhorn, auf dem Plateau zwischen 
Fürstengrund und Breitenbrunn und dicht an der gen Vielbrunn ziehenden Höhen- 
strasse, treten die Grundmauern eines Gebäudes zu Tage, welches 1382 unter dem 
Namen Siernhus und 1529 als Szermernes Haus in Urkunden erscheint. Bei einer 
1877 vorgenommenen Nachgrabung stiess man im Inneren der Anlage auf einen 
15 cm dicken Estrichboden aus Mörtel mit Mainkiesel und zerbröckeltem Ziegelge- 
stein untermischt. Der Mörtel des Mauerwerkes hatte einen Zusatz von grobem 
Flugsand. Ein Brunnen scheint am Nordrand des Gebäudes sich befunden zu 
haben, da wo jetzt eine Wasseransammlung in einer von Schilf überwucherten Ver- 
   
   
  
  
  
   
   
   
  
   
   
     
     
     
   
   
   
    
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
   
    
      
	        
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