SANDBACH
XXVI. SANDBACH
FARRDORF, nördlich von Erbach, nordöstlich von Höchst, erscheint im
14. und 15. Jahrhundert urkundlich als Sambach, Sampach, welche
Benennung noch jetzt im Volksmund fortlebt. Der Ort war ein Bestand-
theil der Cent Höchst; dagegen gehörte Höchst vor der Reformation
in parochialem Betracht zur Kirche von Sandbach, die als Mutterkirche sämmtlicher
Kirchen der Cent und der Herrschaft Breuberg angesehen wird und deren Gründung
im Dunkel der Zeiten sich verliert.
In jene Frühepoche ragt die jetzige, weil in allen ihren Theilen dem Barock-
stil folgende, evangelische Pfarrkirche nicht zurück. Nur an der südlichen Ab-
dachung des Hügels, auf welchem das moderne Sakralgebäude malerisch thront, hat
sich ein unterirdischer, gegenwärtig als Keller benützter Raum erhalten, dessen
Tonnenwölbung und Mauertechnik auf hohes Alter deuten und den Eindruck eines
Substruktions-Ueberrestes des älteren Gotteshauses machen, von dem J. Ph. W. Luck
sagt: „Die Kirche ift fehr alt, wie aus der Jahreszahl, fo fich an einer Seitenwand
auswendig befindet TRRA (1447) zu erjehen.“ Diesem Datum zufolge war das
Gotteshaus ohne Zweifel in den Formen des beginnenden spätgothischen Stiles
erbaut. Die vorhandene Kirche ist von nicht unansehnlichen Abmessungen, jedoch
in ihrer Plananlage und Durchführung von äusserster Schlichtheit, um nicht zu sagen
von öder Kahlheit. Das weiträumige, rechteckige Langhaus schliesst gen Osten
mit einem dreiseitigen Chorraum von gleicher Breite; der Westseite liegt ein vier-
geschossiger, im Grundriss quadratischer Thurm vor. Am Aussenbau zeigen einige
Werkstücke die von ungeschulten Händen eingehauene Jahrzahl 1787, besonders an
den Ecklisenen des Thurmes. Die unteren Geschosse dieses Bautheiles sind durch
karniesförmige Simszüge abgetheilt und erhalten durch schmale Rundbogenfenster
das nöthige Licht. Das als Glockenhaus dienende Obergeschoss zeigt paarweise
angeordnete, im Stichbogen schliessende Schallöffnungen. — Von den drei Glocken
lässt nur die kleinste auf höheres Alter schliessen. Der Charakter ihrer Minuskel-
inschrift alte - maria - nracia- plena. deutet mit Verlässigkeit auf die Mitte des
15. Jahrhunderts und somit auf die Entstehungszeit der früheren gothischen Kirche,
von deren Thurm die Glocke, dem Inhalt der Inschrift gemäss, das Angelusläuten
zu künden hatte. — Weiter nach oben beginnt über einem kräftigen Kranzgesims
die Thurmeindeckung, welche in birnförmiger Gestalt als sogen. welsche Haube mit
Schieferbedachung und doppelter Laternen-Verjüngung sich entwickelt, über deren
Halbkuppelschluss ein schmiedeisernes Kreuz die Bekrönung bildet. Die Mauerkanten
des Thurmes sind gesäumt mit Quadern aus buntem Sandstein. Das gleiche Material
herrscht an Simsen, am Thür- und Fenstergerähme, während das übrige Mauerwerk
aus verputztem Bruchgestein besteht. Die nämliche technische Behandlung zeigt der
Kirche