SANDBACH
Am Sockel ist die Schrifttafel gestützt von zwei Mascaronköpfen mit Voluten-
krönung und einer Löwenbüste mit Spiralring im Rachen, fliegender Mähne und
vorgestreckten Tatzen; daneben beleben Reliefgruppen
von Emblemen des Feldbaues die Flächen. Das 3 ZT M
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Denkmal ist von bescheidenen Abmessungen, kaum ———— N
2 m hoch, aber sowohl in seiner plastisch-figürlichen r u
wie in seiner architektonisch-dekorativen Ausstattung ; \ a
ein Werk von so harmonischem Gesammteindruck, \
Reinheit des Stiles und trefflicher Meisselführung, | a u
dass ihm unter den analogen Grabsteinen der Oden- o 3
waldzone ein Ehrenplatz zukommt. Schade, dass ’
die stellenweise noch erkennbaren Gesichtszüge des ÜL:
Dargestellten durch die Unbill der Zeiten viel von ee
ihrer Individualisirung eingebüsst haben. — Einige ee ee
| : ; i & y Römische Baureste.
in die Friedhofmauer eingefügte Grabdenkmäler a
gehören dem 18. Jahrhundert an und sind künst- 3
lerisches Mittelgut. — Vor der Kirche steht eine mächtige unter der Last der Jahr-
hunderte gebeugte, absterbende Linde: ein altehrwürdiges Volksheiligthum.
Der Pfarrhof war früher Absteigequartier der Fürsten zu Löwenstein und
der Grafen zu Erbach-Schönberg, deren gemeinherrschaftliches Eigenthum das
Gebäude heute noch ist. Im Obergeschoss sind die Decken zweier grösserer
Wohnräume mit lebendiger Relief- Örnamentation im reichsten Vegetativstil des
späteren Rococo ausgestattet. Den Mittelpunkt dieser Stuccodekoration bilden herr-
schaftliche Wappenschilde. Einzelne Knospen, Blüthen und Früchte innerhalb der
Rankenverschlingungen sind theils in Hochrelief modellirt, theils hängen sie als
Rundskulpturen frei und luftig von den Decken herab.
In der Gemarkung des Dorfes, etwa 400 Schritt von Neustadt, zwischen
dem Marienwaisenhaus und der Staatsstrasse fand Herr Pfarrer Bernhard beim
Pflanzen von Obstbäumen Mauerreste, Gefässscherben, eiserne Nägel und Brand-
schutt. Im Auftrag des historischen Vereines für das Grossherzogthum Hessen
unternahm Herr Bezirksfeldwebel H. Giess von Höchst, welchem wir diese Mit-
theilung verdanken, am ı5. März 1887 weitere Ausgrabungen und legte die
gut erhaltenen Grundmauern eines nahezu quadratischen Gebäudes frei. Der
Innenraum war mit Bauschutt angefüllt und letzterer von einer Brandschicht über-
deckt, welche Nägel und Ziegelstücke enthielt. Die auf den vier Umfassungslinien
gleich hohen Mauerkanten lagen 8o cm bis ı m unter der Erdoberfläche. Auf der
Nordseite dehnt sich ein gepflasterter freier Raum von etwa 15 E]m: aus. Die
Pflasterung erklärt sich aus dem Umstand, dass an dieser Stelle der Boden sehr
feucht und bei starken Niederschlägen ungangbar ist. Zu den Funden gehören
noch Gefässtheile von Zerra sıgıllata und einige Bruchstücke von Bronzeblech.
Die Abmessungen der Baureste gibt der beifolgende Lageplan. (Fig. 124.) Die
Stelle ist wieder .eingeebnet und die Pflugschaar zieht darüber hin.
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Pfarrhof
Römische
Baureste